Balthasar: „Melchior, Melchior, wo bleibst du denn? Hast du die Einladung zum Hohen Rat der Weisen nicht erhalten?“
Melchior: „Balthasar was schreist du hier herum? Natürlich habe ich die Einladung erhalten. Aber was soll das ganze Tamtam? Caspar hätte uns auch einfach zu einem Abendessen einladen können. Der Rat besteht doch eh nur aus uns dreien. Wozu denn immer dieses hochoffizielle Geplänkel?“
Balthasar: „Melchior, du weißt doch wie er ist. Er nimmt seine Position als Vorsitzender sehr ernst.“
Melchior: „Ach papperlapapp. Seitdem er seine Position innehat, muss er sich immer in den Vordergrund spielen. Aber jetzt lass uns gehen Balthasar, bevor der Kasper noch auf dumme Gedanken kommt.“
Caspar, Melchior und Balthasar, die drei Könige aus dem Morgenland. Alle drei verbindet nicht nur eine enge und seit Jahren bestehende Freundschaft, alle drei haben auch die Gabe der Sterndeutung in die Wiege gelegt bekommen. Das diese Gabe einmal von so immenser Bedeutung werden sollte, ahnte damals noch keiner von ihnen. Auf einem Kongress der Weisen haben sie sich kennengelernt und angefreundet. Im Laufe der Jahre ist zwischen diesen drei, doch recht unterschiedlichen Männern, nicht nur eine Freundschaft immer mehr gewachsen, sie haben auch den „Rat der Weisen“ gegründet, um ihr Wissen zu bündeln, für die Nachwelt zu erhalten und ihrem Volk damit zum Wohle zu dienen.
Caspar (persich: "Hüter des Schatzes"), der Jüngste unter ihnen, wurde zum Obersten des hohen Rates berufen. Eine Position, die er ganz gerne auch mal heraushängen lässt. Aber Melchior (hebräisch: "König des Lichts"), der Mittlere, und Balthasar (hebräisch "Gott schütze sein Leben"; akkadisch "Gott erhalte den König"), der bereits einige Sommer erlebt hat, kennen ihren Freund gut genug, Ärger ist deswegen im Paradies nicht vorprogrammiert.
Nachdem Caspar in der letzten Nacht eine unglaubliche Entdeckung gemacht hat, ließ er umgehend seine beiden Kollegen zu einem Konzil einberufen. Und wenn der Chef ruft, hat das Gefolge zu erscheinen.
Caspar: „Melchior, Balthasar, schön, dass ihr so kurzfristig kommen konntet. Kommt setzt euch, ich habe euch etwas zur Stärkung bringen lassen.“
Melchior: „Caspar, was hast du so Dringendes auf dem Herzen, dass wir alles stehen und liegen lassen sollten und zu dir kommen mussten?“
Caspar: „Ihr werdet nicht glauben, was ich gesehen habe.“
Melchior: „Einen Stern.“
Caspar und Balthasar schauen erst sich und dann Melchior ganz verdutzt an.
Caspar & Balthasar: „Was meinst du?“
Melchior: „Du hast einen Stern gesehen, Caspar.“
Caspar: „Ja, Melchior, dass stimmt. Hast du ihn etwa auch entdeckt?“
Balthasar: „Ich habe ihn auch gesehen. Gestern Abend, ganz hell im Osten aufgehen.“
Caspar: „Du auch Balthasar? Was hat das zu bedeuten?“
Melchior: „Meine Lieben, nachdem ich den Stern habe aufgehen sehen, hatte ich eine Vision. Ein großer Gott sprach zu mir und sagte, wir sollen dem Stern folgen. Und er sagte weiter: „Ein König ist uns geboren. Ein König aller Königreiche und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat. Der Herrscher über alle Gewalten, sei es im Himmel oder auf Erden.“ (vgl. 1. Timotheus 6,15; Matthäus 28,18, Kolosser 1,16-17)
Caspar: „Sprich weiter Melchior. Was hat dieser Gott noch gesagt.“
Melchior: „Er wird als kleines Kind geboren, in einem Stall in Bethlehem.“ Dieser Gott gebot uns dem Stern am Himmelszelt zu folgen. Er wird ihn nicht untergehen lassen, bis wir ans Ziel gekommen sind. Im fernen Land der Israeliten werden wir dieses besondere Kind finden, welches wir zum König, Priester und Propheten salben sollen.“
Caspar: „Männer, wir dürfen keine Zeit verlieren. Der Weg bis ins entfernte Israel ist weit. Ich lasse die Kamele satteln und Proviant einpacken. Und ich werde ihm aus meinem Königreich die beste Myrrhe darbringen, die ich in meinen königlichen Gärten angebaut habe. Zu einem Salböl verarbeitet ist sie kostbarer als das reinste Olivenöl und würdig ihn zum Propheten zu salben.“
Balthasar: „Caspar ich danke dir. Auch ich werde ein Geschenk für den neuen König mitnehmen. Wir haben in unserem Königreich den kostbarsten Weihrauch, welchen es auf Erden gibt. In unserem Klima und mit unseren Böden entwickelt sich die Pflanze so prächtig, dass sie das wohlriechenste Räucherwerk hervorbringt, was die Welt je gerochen hat. Ein Duft, dem dieser Gott nicht widerstehen kann. Es ist heilsbringender als jedes andere Räucherwerk und würdig ihn zum Priester zu salben.“
Melchior: „Caspar, Balthasar, auch ich werde mit euch ziehen. Ich habe den Stern gesehen und die Worte des allmächtigen Gottes gehört. Ich werde aus meinen königlichen Schatzkammern eine Truhe voll reinem Gold mitnehmen. Reiner und heller als jedes Leuchten und kostbarer als alle Reichtümer der Welt, würdig einen neuen König zu krönen.
Caspar, Melchior & Balthasar: „Auf, lasst uns ziehen nach Bethlehem und anbeten dieses Kind in der Krippe.“
Na da hat sich die frohe Kunde ja weit herumgesprochen. Sogar bis in den entfernten Orient hinein.
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