Gedanken zur Jahreslosung 2025
von Martin Weingärtner
DAS GUTE BEHALTEN
Die Jahreslosung aus dem Wort Gottes für 2025
steht im 1.Thessalonicherbrief 5.21:
„Prüft aber alles und das Gute behaltet“.
(1.Thessalonicher 5,21)
Zur Zeit der Apostel war die kulturelle Vielfalt nicht so groß wie in unseren Tagen. Aber trotz allem waren die damaligen Lebensgewohnheiten und Traditionen auch von Gegend zu Gegend unterschiedlich – man denke an die Verschiedenheiten zwischen Palästina und Griechenland – sie waren so verschieden, dass der Apostel Paulus auf sie nicht im Einzelnen, mit spezifischen Regeln, eingegangen ist.
Stattdessen gab er den Christen in Thessaloniki zur Orientierung eine leicht zu merkende Grundregel! Ich lese sie nochmals in einem etwas erweitertem Zusammenhang, die Verse 19-22:
„Den Geist löscht nicht aus.
Prophetische Rede verachtet nicht.
Prüft aber alles und das Gute behaltet.
Meidet das Böse in jeder Gestalt.“
(1.Thessalonicher 5,19-22)
Die Anleitung alles zu prüfen, aber das Gute zu behalten klingt sehr einfach, aber sie ist es nicht, denn in dem Wort „das Gute“ steckt gerade der Haken. Auch wenn wir zu wissen meinen, was das Gute ist, steckt gerade darin unsere tiefste Selbsttäuschung!
Natürlich wissen alle Menschen, was für sie gut ist. Selbst unsere jüngste Enkelin Gabriela – noch keine drei Jahre alt – hat eine überzeugende Antwort darauf! Denn, kurz vor Weihnachten, sagte sie den Eltern: „Morgen werde ich im Kindergarten ein bisschen weinen!“ Erstaunt wollte ihre Mutter wissen: „Aber warum willst Du morgen etwas weinen?“ Darauf antwortete sie: „Dann lässt die Tante mich ein bisschen etwas auf ihrem Handy sehen!“
Diese eigennützige Tendenz ist uns angeboren und prägt ein Kleinkind, einen Jugendlichen, sowie jeden Erwachsenen in gleicher Weise! Wir unterscheiden uns nur in den Fähigkeiten es zu verbergen. Uns begegnet das Gespür für den Eigennutz auf Schritt und Tritt, im Bereich der Familie, der Nachbarschaft, also in allen Gesellschaftsbereichen. Ja selbst in der großen Politik ist man felsenfest davon überzeugt zu wissen, was das Gute ist! Man frage nur Putin oder Trump, zum Beispiel.
Jedoch, als der reiche junge Mann Jesus als „Guter Meister“ anredete, erwiderte der ihm etwas ganz Unerwartetes: „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.“ (Markus 10,19).
Keiner von uns ist gut. Gott allein ist gut und deshalb ist er auch der Einzige, der weiß, was wirklich „das Gute“ ist! – Warum? Weil er nicht eigennützig ist!
Gott ist uneigennützig! Er ist die sich selbst aufopfernde, leidensbereite Liebe! Er lässt die Sonne über Gute und Böse aufgehen und er opfert der widerspenstigen Welt seinen eingeborenen Sohn. Deshalb weiß er allein, was „das Gute“ ist!
Gerade deshalb müssen wir den größeren Zusammenhang mitbeachten, in dem diese Empfehlung des Apostels steht. Denn dort erklärt er, wie wir, von Natur eigensüchtige Menschen, „das Gute“ überhaupt erkennen und behalten können:
Paulus erwähnt zuerst die Grundvoraussetzung:
„Den Geist löscht nicht aus“.
Gott beschenkt seine Kinder mit dem Heiligen Geist. Im Glauben an Jesus leitet er sie in aller Wahrheit. Jedoch, der Geist Gottes führt uns nicht an einer Leine, wie wir es mit unseren Hunden tun! Er zwingt sich auch nicht auf, sondern wirkt in einer sehr noblen Weise, nämlich dadurch, dass er uns an Gottes Wort und Willen erinnert!
Gerade deshalb können wir uns jederzeit vor ihm verschließen; nicht wahrhaben wollen, was er uns zuflüstert; uns taub stellen! Das ist der Grund der Warnung des Apostels: „Den Geist löscht nicht aus“ oder in positiver Formulierung: „Lasst den Geist Gottes ungehindert wirken!“
Danach weist der Apostel auf die Unterstützung, die Gott für uns bereitstellt:
„Prophetische Rede verachtet nicht.“
Um das zu verstehen, muss ich erst ein Missverständnis aus dem Weg räumen!
Wenn wir an prophetische Rede denken, stellen wir uns sofort Zukunftsprognosen vor. In der Bibel ist dem aber nicht so. Man kann es bei allen Propheten des Alten Testamens nachprüfen. Ihre prophetische Rede war im Normalfall einfach die Anwendung der Gebote Gottes auf eine konkrete Lebenssituation. Man denke an Elias, der das Volk Israel fragte: Wie lange wollt ihr zwischen dem Herrn und Baal hin und her pendeln? Alle Propheten zeigten mit dem Finger darauf, dass irdische Dinge an Gottes Stelle getreten waren. Dabei wiesen sie auch auf die Folgen, die die Abgötterei in der Gegenwart, aber auch in der Zukunft bewirken würde! Der Schwerpunkt der „prophetischen Rede“ war und ist immer die Gegenwart!
In der „prophetischen Rede“, die Paulus erwähnt, geht es um konkrete Anwendung des Wortes Gottes auf eine bestimmte Situation im Leben der Christen. Wenn Gott jemanden mit diesem Auftrag zu uns schickt, dann tun wir gut daran aufzumerken! Er kann es durch ein Kind tun, ja sogar durch einen Ungläubigen! Verachte es nicht! Mit anderen Worten: „Wenn jemand unter euch in Gottes Auftrag das Wort Gottes praktisch anwendet, dann geht damit nicht geringschätzig um.“
Also das leise Flüstern des Heiligen Geistes, der uns an Gottes Wort erinnert und uns hilft es zu verstehen und das Zeugnis eines Menschen, der das Wort Gottes auf unsere Situation anwendet, befähigen uns „alles zu prüfen und das Gute zu behalten.“
So ist jeder Christ in der Lage sich als Zeuge der frohen Botschaft in ganz verschiedenen Situationen und kulturellen Umfeldern zu bewegen, also auch in unserer so vielseitigen und komplizierten und modernen Welt.
Paulus bekräftigt seine Empfehlung, indem er sie auch noch in negativer Form wiederholt:
„Meidet das Böse in jeder Gestalt.“
In freier Übersetzung: „Das Böse aber – ganz gleich in welcher Form – sollt ihr meiden“.
Zum Schluss ein konkretes Beispiel:
Vor etwa 50 Jahren in einer deutschen Gießerei, die Motorblöcke herstellte, nutzte ein mir bekannter junger Gastarbeiter – wie man die Ausländer damals nannte – die Pause, um zu lesen. Ein Kollege fragte ihn, was er gerade lese und er antwortete schlicht: „Die Bibel“. „Glaubst du denn, was die sagt?“ fragte ihn darauf der Kollege. Kaum hatte der junge Mann „Ja!“ geantwortet, als der Kollege erwiderte: „Das bezweifle ich!“ um ihn gleichzeitig, mit voller Wucht, auf die Backe zu schlagen. Instinktiv ballten sich beide Fäuste des jungen Mannes. Bevor er zum Glauben gekommen war, gehörten Schlägereien zu seinem Alltag. Er kannte sich da wirklich gut aus! Mit einem Faustschlag könnte er diesen provozierenden Kollegen gegen einen noch glühenden Motorblock stoßen! Aber in demselben Augenblick kam ihm das Wort Jesu in den Sinn: „Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt ist: »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“
Da begann in ihm ein heftiger, innerer Kampf. Er dauerte nur wenige Sekunden, war aber ungeheuer! Und dann öffnete der junge Mann langsam seine beiden Fäuste, hielt dem Kollegen die andere Wange hin und erhielt eine weitere deftige Ohrfeige!
In diesem neuen Jahr helfe Gott uns allen durch seinen Heiligen Geist und durch seine unscheinbaren Boten „alles zu prüfen und das Gute zu behalten“.
AMEN
Wir danken Martin von Herzen für Seine Gedanken zur Jahreslosung. Möge Gott Dich und Deine Familie bewahren.
Zurück