Impuls
zum Sonntag
Palmarum - Palmsonntag
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
Heute am Palmsonntag möchte ich unsere Gedanken mit nach Jerusalem nehmen. Es ist der Tag, an dem Jesus Einzug gehalten hat. Aber auch der Tag, der Moment, der krönende Einstieg in den letzten entscheidenden Akt.
Lasst uns einen Moment innehalten und nach Jerusalem schauen.
Johannes 12,12-19 - Evangelium
Am folgenden Tag, als viele Leute, die zum Fest erschienen waren,
hörten, dass Jesus nach Jerusalem komme, da nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen:
Hosianna!
Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn,
der König von Israel!
Jesus aber hatte einen jungen Esel gefunden und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: »Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin«. Dies verstanden aber seine Jünger anfangs nicht, doch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies von ihm geschrieben stand und dass sie ihm dies getan hatten. Die Menge nun, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn aus den Toten auferweckt hatte, legte Zeugnis ab. Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie gehört hatte, dass er dieses Zeichen getan hatte. Da sprachen die Pharisäer zueinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet. Siehe, alle Welt läuft ihm nach!
"Hosianna, Hosianna, Hosianna."
Hört ihr sie auch? Die Jubelrufe der Menschenmenge, als Jesus, unser Herr und König, nach Jerusalem einzieht?
"Hosianna, gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn."
Ja, endlich. Unser König, der lang ersehnte Messias, der verheißene Retter, er kommt. Wow!!! Ein König. Die Leute lieben ihn, sie laufen in Scharen zu Ihm. Sie haben erkannt, dass Er der König der Juden, der König von Israel ist. Sicher Neider gibt es an jeder Ecke, aber diese Menschen haben das wahre Licht eben noch nicht erkannt. Sie, all die anderen fröhlichen Menschen, haben gehört, was Er alles getan hat, sogar Lazarus hat Er von den Toten auferweckt. Das kann nur der verheißene Messias, der Sohn Gottes, ein wahrer König sein.
Und dieser Moment, als Jesus mit Seinen Anhängern nach Jerusalem kommt, wird gefeiert wie nie zuvor.
Die Menschen stehen Spalier, sie winken Ihm zu mit Fahnen in ihren Händen, sie jubeln Ihm zu mit Pauken und Trompeten, sie breiten vor Ihm einen Teppich aus, damit Er, einem König würdig, in Jerusalem, der heiligen Stadt, in Seinem Königreich, Einzug halten kann. Und Jesus reitet, erhobenen Hauptes, umringt von treuen Bürgern, in die Stadt hinein und nimmt Seinen Platz im Tempel, auf Seinem Thron, ein. Happy End!
Toll oder?
Ja, so in etwa stell ich mir den Einzug von Jesus vor. Ihr auch?
Aber das ist nicht Jesus und leider auch nicht die Menschheit. Diese Seifenblase, die Johannes in Seinem Evangelium in den ersten Versen erzeugt, zerplatzt schnell wieder. Der Traum und unsere Vorstellungen zerschlagen sich.
Und trotzdem, der Einzug Jesu muss wunderbar gewesen sein. Diese Stimmung, die Atmosphäre, genauso, wie gerade erwähnt. Jubelrufe, Freudenschreie, Musik und Tanz. Gelöste, freie, fröhliche Menschen, die mit Jesus zusammen in Jerusalem Einzug halten. Sie haben schon so viel von Ihm, dem Messias, ihrem von Gott verheißenem Retter gehört oder Seine Wunder selber erlebt. Viele von Seinen Anhängern wurden selber von Ihm geheilt.
Mir schlägt bei der Lesung des Evangeliums, eine unendlich ausgelassene Stimmung entgegen. Ja, die Menschen tragen mit ihrer Freude, Jesus förmlich nach Jerusalem hinein.
Und der wahre Einzug ist ganz Jesus like. Kein großes Militärorchester, keine Pauker und Trompeter, keine aufwendig gestalteten Fähnchen, kein edles Ross und auch kein roter Teppich.
Jesus bleibt sich treu, immer. Der Geringste unter den Geringen. Er ist das Volk, er ist einer von ihnen, einer von den Kleinen. Er will keine Macht und kein Ansehen. Er will dienen.
Anstelle von Fahnen, winken die Menschen mit Palmwedeln, anstelle der Pauken und Trompeten erklingen Hosianna-Rufe, das edle Ross wird zum Eselsfohlen und der rote Teppich sind die wertvollen Kleider, welche diese Menschen um ihn herum am Leibe tragen. Für Jesus der einzige und würdigste Einzug in Jerusalem, denn ich mir je vorstellen könnte. Dafür lieben wir Ihn. Kein Schi Schi und Tamtam, kein „Hast du was, bist du was“, einfach nur einfach und echt. Das lässt unsere Herzen ebenfalls "Hosianna, lobet den Herrn." rufen. Das lässt uns mitfeiern und mittanzen.
Der Sonntag Palmarum oder geläufig auch Palmsonntag genannt, den wir heute feiern, lädt uns genau dazu ein. Jesus würdig in Jerusalem und in unseren Herzen willkommen zu heißen. Die Freude zu spüren, wenn Jesus in unser Leben tritt und Seinen Platz in uns einnimmt. Keine Eingeengtheit, keine Angst, keine Macht oder Unterdrückung, nur reiner Frieden, höchste Freude, innige Geborgenheit und uneingeschränkte Gleichheit.
Und zu dieser ausgelassenen Stimmung, zu diesem freudigen Einzug ihres Königs, kommt noch die Vorfreude auf das nahende Passahfest. Nicht nur sie wurden von Krankheiten und Dämonen befreit, in diesen Tagen feiern sie auch die Bereifung der Israeliten aus Ägypten. Welch doppelter Grund zur Freude. Gott wirkte wieder so große Taten im Leben Seines Volkes.
Doch erkennt Sein Volk Gott wirklich? Damals wie heute?
Auch dieser Sonntag, diese Erzählung, birgt eine Mahnung, einen dunklen Blick in sich. Auch hier sollen wir, trotz allem Übermut, den auch die Menschen seinerzeit getrieben hat, über den Tellerrand hinausblicken. Wir wissen was kommt, wir kennen die Heilige Schrift. Aber haben wir auch daraus gelernt?
Erkennen wir Gott wirklich?
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
Damals in der Wüste gab es eine ähnlich anmutende Situation, in der das Volk sich einmal mehr gegen Gott erhob. Sie waren mürrisch, weil sie nicht das Essen und Trinken bekamen, welches sie begehrten. Sie jammerten, weil sie in der Wüste leben mussten, ständig unter Angst vor den Verfolgern und den Widrigkeiten dieses harten Lebens als Nomaden. Sie waren ihrem Anführer Mose und Gott überdrüssig und gossen sich stattdessen ein goldenes Kalb, welches sie anbeten wollten, um dieser für sie schier ausweglos scheinenden Situation selber Abhilfe zu schaffen. Sie waren der Mühe leid, die sie angeblich zu tragen hatten. Sie waren Gott leid, der ihnen all dies erst eingebrockt hatte. Und Gott straffte ihre Ungehörigkeit und ihren Unglauben, indem Er Schlangen in ihr Lager brachte, die viele von ihnen das Leben kostete. Die Quintessenz dessen war, dass sie ihr Fehlverhalten erkannten und vor ihrem Gott Buße tun wollten. Sie baten Mose zu Gott zu beten, damit Er sie von den Schlangen wieder befreite. Doch Gott lehrte sie erneut eines Besseren. Anstatt sie einfach nur zu befreien, sollte Mose eine bronzene Schlange auf einem Stab erhöhen und alle, die sich diesem Zeichen der Buße unterwarfen, zu ihr aufschauten und an Ihn glaubten, wurden gerettet. Damals war die Schlange das Zeichen der Buße und Umkehr. Heute ist es Jesus, der erhöht werden muss.
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
Schauen wir zurück nach Jerusalem.
Unsere Augen sehen fröhliche, feiernde Menschen. Eine ausgelassene Stimmung, Freude die ansteckt. Die paar Neider werden übersehen, in all der Überschwänglichkeit.
Aber so langsam fängt unsere Erinnerung an zu rumoren, wenn wir an all die leicht zu beeinflussenden Menschen und das kommende Leid denken. Wenn wir die gleichen Menschen hier feiern und tanzen sehen, die schon bald ….. verstummen werden, sich abwenden oder gar gänzlich abkehren.
Und unser Herz versucht zwischen diesen beiden zu vermitteln.
Und in diese Situation spricht Jesus hinein:
Der Menschensohn MUSS erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
Und die Neider, die Spötter und Gottlosen, die Feinde, die Gewalttätigen und Abtrünnigen treten prompt wieder in den Vordergrund. Denn sie sind es, durch die Gott Seine ganze Herrlichkeit offenbaren kann. Die Sünder, die Kranken und Ungläubigen, sind es, die dieses Zeichen der Reue, Buße und Umkehr so dringend benötigen.
So sehr wir das verabscheuen, was geschehen wird. So sehr wir uns auch wünschten, dass damals alles anders gekommen wäre. Es blieb kein anderer Weg. Es ist der einzige Weg, den Jesus hätte gehen können. Der Weg des Glaubens, der Hoffnung, der Umkehr, der Heilung, der Liebe. Es war Sein Weg. Es ist unser Weg.
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
Ja, diese Menschen da draußen, vor den Toren Jerusalems, die keinen wirklichen Halt im Leben haben, die verstummen oder gar zur anderen Seite wechseln, wenn es drauf ankommt, genau für diese Menschen ist Jesus gekommen und gegangen.
Genau auf solche Momente, Momente des Schmerzes, aber auch der Freude, bereitet uns Jesus immer wieder vor.
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
In der größten Freude, in der schlimmsten Tragödie, dürfen wir den Glauben nicht verlieren. Egal ob Freund oder Feind, wir sollen nicht nach dem Äußeren gehen, sondern den Menschen im Herzen begegnen. Dafür hat Er all das auf sich genommen.
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
In diesem Satz schwingt nicht nur ein tröstlicher Gedanke mit, es ist auch ein stärkender Blick in die Zukunft, ein Festhalten an dem, was wir gehört, gesehen und erlebt haben. Ein Vertrauen auf die Erfüllung Seiner Verheißungen, egal was kommt, egal was passiert, egal in welcher ausweglosen Situation wir uns gerade befinden. Egal wer um uns herum ist, egal welchen Lügen wir ausgesetzt werden, wir dürfen gewiss sein: Gott ist treu und wir dürfen immer und jederzeit an Seinen Zusagen festhalten.
Heute rufen die Menschen Jesus noch zu "Hosianna, Hosianna, Hosianna"!!!
Doch schon in kürzester Zeit, erklingen aus denselben Mündern "Kreuzigt ihn. Kreuzigt ihn. Kreuzigt ihn." – Rufe.
Aus Anhängern werden Gegner, aus Jüngern werden Feinde, aus Aufgenommenen werden Verstoßende. Mitläufer ihrer Zeit, ihrer Gesellschaft. Von Angst erfüllt, durch Bosheit erdrückt, von der Macht regiert.
Bloß nicht auffallen, nicht gegen den Strom schwimmen, klein und bedeckt halten. Ihm, der mir so viel Gutes gebracht hat, der mich geheilt hat, mir Freude und Hoffnung geschenkt hat, Ihm, der mir die Chance auf ein neues und befreites Leben bereitet hat, beistehen? Mich gegen die Mehrheit stellen, gegen eine aufgebrachte Meute? Gott bewahre. Nicht mit mir. Bloß nicht auffallen oder anecken. Schön in den Strom der Mehrheit einfließen, nicht das mir auch noch was passiert.
Warum kommen uns solche Gedanken so leicht in den Sinn, wenn wir uns die Erlebnisse von damals vor Augen führen? Wenn wir den Einzug in Jerusalem und die fröhlichen und feiernden Menschen betrachten?
Weil es auch heute noch genauso ist!
Und genau dafür ist ER gekommen und gegangen. Damals wie heute!
Stehen wir, ein jeder, der das hier liest oder hört, auch außerhalb der Kirche, außerhalb dieser heiligen Hallen, außerhalb unserer Gottesdienste, wirklich zu Jesus Christus?
Hören die Menschen um uns herum Sein Wort durch uns? Spüren sie Seine Gegenwart in unserer Gegenwart? Leben wir die Wahrheiten Seines Wortes in unserem Alltag? Jubeln wir Ihm innerlich zu, wenn wir anderen von Ihm erzählen? Loben und preisen wir Gott mit unserem Leben und heißen Jesus in unserer Mitte willkommen? Auch oder gerade dann, wenn wir mit unserer Liebe zu Jesus, mit unserem Glauben an Gott ganz alleine dastehen?
Oder schwimmen wir lieber mit dem Strom? Verstecken wir uns und unseren Glauben in der Menschenmenge? Tauchen wir lieber wieder ab ins Dunkel der Welt, als für das Licht zu kämpfen, anstatt es wie eine Fackel hochzuhalten?
Stellen wir das Licht Jesus lieber unter unseren Scheffel oder halten wir es trotz aller Widrigkeiten und Gegenwinde hoch empor und erhöhen Ihn auf einem Felsen?
Der Menschensohn muss erhöht werden,
damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
(Johannes 3, 14b-15)
Ich möchte uns heute ermutigen, das Licht Jesu, was Er auch in uns, in unseren Herzen entfacht hat, nicht klein und versteckt zu halten, nicht zu denken, dass werden schon andere machen. Ich möchte uns ermutigen, diese Freude, Fröhlichkeit und Ausgelassenheit der Menschen damals mit und vor allem weiter zutragen, dieses Leuchtfeuer des Glaubens mit hoch erhobenem Kopf, in der Stärke und dem Mut Gottes, vor uns her zu tragen, ja es über uns zu erhöhen, dass alle Welt es sehen kann.
Gott hat die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens befreit, Er hat das rote Meer zur Rettung seines Volkes geteilt, Er hat ihnen zu Essen und zu Trinken geben und sie sicher durch die Wüste ins verheißene Land geführt.
Jesus hat dem Sturm auf dem See Genezareth Einhalt geboten. Er hat zig Tausende gespeist, Er hat Kranke geheilt und Tote auferstehen lassen und ist für uns selber in den Tod gegangen.
Schwimmen wir nicht mit dem Strom, sondern dagegen an.
Seien wir keine Mitläufer unserer Zeit. Bleiben wir, wir selbst. Halten wir an dem fest, was Christus uns geschenkt hat. Halten wir an Ihm fest.
Bleiben wir in Gott und auch Er wird uns in all dem Gegenwind, der uns begegnet, beistehen. Reichen wir unseren Freunden und vor allem unseren Feinden die brüderliche Hand.
Lasst uns gemeinsam Jesus jeden Tag aufs Neue über unserem Leben erhöhen.
Bleiben wir in Gott und Gott bleibt in uns, ewiglich! AMEN
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
möge unsere Herzen und Sinne bewahren,
in Christus Jesus.
AMEN
(Philipper 4,17)
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