Impuls zum
22. Sonntag nach Trinitatis
Bei dir ist die Vergebung,
dass man dich fürchte.
(Psalm 130, 4)
Die letzten Wochen und Tage des Kirchenjahres wollen es noch mal so richtig wissen. Auch dieser Sonntag steuert thematisch bereits mit großen Schritten auf den kommenden Buß- und Bettag zu. Denn heute dreht sich alles um
„Schuld & Vergebung“
Hola di Waldfee, das ist nicht unbedingt ein Thema, mit dem man gerne konfrontiert werden möchte.
Bei dir ist Vergebung,
dass man dich fürchte.
(Psalm 130,4)
Auf den ersten Blick klingt dies eher wie eine Drohung als eine tolle Sache. Die Luther-Übersetzung stellt das Wort „Furcht“ sehr in den Vordergrund, gerade so, wie es uns das Alte Testament immer wieder vorzugaukeln versucht. Gott als unbarmherziger Richter. Ein Gott, der das Fürchten lehrt. Ich finde, im Alten Testament bekommt Gott teilweise einen sehr angsteinflößenden Charakter zugesprochen. Nicht umsonst „fürchten“ sich viele Menschen vor diesem Gott, der Sünde gleich mit dem Tod bestraft, der Kriege führt und unbarmherzig mit Fremdlingen umgeht. Nicht umsonst, denken viele Menschen, dass ein schwerer Schicksalsschlag einem Richterspruch Gottes gleichkommt. Ihr Respekt Gott gegenüber, basiert auf einer „Furcht“, die aus einer sehr weltlichen Gottessicht gespeist wird, einer Sicht auf Angst, Macht und Größe. Aber ist das wirklich das wahre Bild Gottes? Ist das, das Wesen Gottes? Angst? Unterdrückung? Unbarmherzigkeit?
Mitnichten! Gott ist kein furchteinflößender Gott. Er ist kein Gott des Todes, der Gewalt oder Machthaberei. Gott war, ist und wird immer ein Gott der Liebe sein. Auch und vor allem im Alten Testament, wird dies immer wieder sehr schön hervorgehoben.
Meinst du, dass ich Gefallen habe am Tode des Gottlosen, spricht Gott der HERR,
und nicht vielmehr daran, dass er sich bekehrt von seinen Wegen und am Leben bleibt?
(Hesekiel 18,23)
Ich will dich mir verloben auf ewig,
ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und Recht,
in Gnade und Barmherzigkeit.
(Hosea 2,21)
Du liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von dem,
was du gemacht hast; denn hättest du etwas gehasst,
so hättest du es nicht geschaffen.
(Weisheit 11,24 – Einheitsübersetzung 2016)
Gott liebt die Menschen, schließlich hat Er sie geschaffen. Sie sind Sein Ebenbild. Aber die Welt, mit all ihren Einflüssen und Begierden hat uns verdorben und dadurch auch unseren Blick auf Gott verfälscht.
ABER: Gott hasst nicht uns, sondern die Sünde, die in uns wohnt. Gott liebt uns, denn wir sind Seine Kinder. Und Er möchte uns wieder zu Seinem Ebenbild verwandeln.
Schauen wir doch einmal auf uns und unser Leben. Wie ist es mit unserem Fleisch und Blut? Lieben wir unsere Kinder nicht auch?
Wenn der kleine Torben etwas ausgefressen hat, dann „watschen“ wir ihn vielleicht ab, und je nach dem WAS er wieder einmal angestellt, fällt unsere verbale Ohrfeige leichter oder auch mal etwas strenger aus.
Oder wenn die kleine Luise uns wieder mal so ein richtig dickes Ei gelegt hat, dann kann schon mal ein großes Donnerwetter folgen.
Wenn die kleinen Plagegeister nur einen kleinen Fehler gemacht haben, ohne schwerwiegende Folgen, dann reicht oft ein Einfaches „Du, du, du“, eine Woche Hausarrest und gut. Wenn die Rabauken dagegen zum wiederholten Male, tief in die Jauchegrube gegriffen haben, dann kann es ganz schön Ärger geben im Paradies. Und dennoch ist dieser Ärger gekennzeichnet von Sorge, Fürsorge und einem großen Batzen Liebe.
Wir schlagen nicht blindlings vor lauter Wut auf unsere Schützlinge ein, zumindest sollten wir dies tunlichst unterlassen!!! Ich möchte ausdrücklich betonen, dass ich jede Art von Gewalt verabscheue und aufs äußerste ablehne – besonders auch häusliche Gewalt und ganz besonders Gewalt gegenüber schutzlosen und hilflosen Geschöpfen!!!
Wir müssen immer bedenken, dass unsere Kinder, aus unserer Reaktion lernen. Wir sind Vorbilder für die Menschen um uns herum. So wie Jesus Vorbild für uns und für die ganze Welt ist.
Wenn wir, in all unserer Entrüstung über ihre Dummheit, dennoch verständnisvoll mit ihnen umgehen, sie in Liebe zurechtweisen, ihnen vergeben und Wege der Veränderung aufzeigen, dann lernen sie daraus. Sie vertrauen uns und kommen auch in Zukunft bei Problemen, Sorgen und Ängsten wieder zu uns.
Und so ist es nicht nur bei unseren Kindern, so ist es in unserem ganzen Miteinander auf Erden.
Wenn wir in einer liebevollen, strengen und doch warmherzigen und vergebungsbereiten Art unseren Kindern und unseren Mitmenschen gegenübertreten, dann entwickeln wir eine ganz besondere Art der „Furcht“. Eine Furcht, die nicht auf Angst basiert, sondern auf Vertrauen, Dankbarkeit und Demut. Eine ehrfürchtige Furcht für Verständnis, Anteilnahme und Barmherzigkeit.
Und genauso ist es auch bei Gott. Angst sollte niemals Basis unserer Gottesfurch sein, sondern Vertrauen, Glaube und Liebe. Und genau deswegen möchte ich uns noch eine andere Übersetzung dieses Wochenspruchs mit in die Woche geben.
In der Neuen Leben Übersetzung heißt es:
Doch du schenkst uns Vergebung,
damit wir lernen, dich zu fürchten.
(Psalm 130,4)
Diese Übersetzung klingt schon nicht mehr so streng und angsteinflößend, wie die von Luther, oder?
Und genau das spiegelt das Herz unseres Gottes wider. Gott schenkt uns Vergebung, Liebe und Annahme. Und wenn wir erfahren und spüren, dass wir, wenn wir vor unseren Gott treten und unsere Sünden bekennen, keine Angst vor Abweisung, Spott oder gar dem Tod haben brauchen, dann lernen wir, den in Dankbarkeit und Demut zu fürchten/ zu achten, der uns immer wieder ins Leben zurückholt, der unsere Sünden vergibt, der uns annimmt und uns auf den rechten Weg führt.
In einem Vers vor unserem Wochenspruch, im Vers 3, heißt es:
Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst –
Herr, wer wird bestehen?
(Psalm 130,3)
Du schenkst Vergebung.
Wir alle sind Sünder – ausnahmslos. Wir alle sind gefallene Seelen und eigentlich vollkommen unwürdig vor Gott zu treten. Wir leben in einer sündigen Welt und wir sind tagtäglich großen und vielmehr noch, kleinen Sünden ausgesetzt. Nicht nur unsere Kinder bauen Mist, auch wir treten immer wieder in den Scheißhaufen dieser Welt.
Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein [auf sie].
(Johannes 8,7b)
Jesus fragt uns zurecht: Wer von uns kann den ersten Stein werfen?
Ich auf jeden Fall nicht.
Keiner von uns ist frei von Sünde. Auch wir haben mal mehr, mal weniger schwerwiegende Sünden begangen. Wir haben Menschen verletzt, wir haben Freunde angelogen oder ihnen vielleicht auch etwas genommen. Vielleicht haben wir schon mal etwas in einem Laden mitgehen lassen oder ein bisschen an unserem Lebenslauf frisiert. Und das sind nur die „kleinen Sünden“ des Alltags. Vielleicht trägt der ein oder andere ein noch viel schweres Paket mit sich herum. Vielleicht auch ein Paket, was für die Welt eher leichter erscheint, aber vor Gott, wie ein Rucksack voller Ziegelsteine ist. Egal was wir getan oder unterlassen haben, den ersten Stein, wird keiner von uns werfen können. Wir alle sind Sünder und wir alle bedürfen der Gnade Gottes.
Doch du schenkst uns Vergebung,
damit wir lernen, dich zu fürchten.
(Psalm 130,4)
Und Gott schenkt uns diese unglaubliche Gnade – immer und immer wieder – in Jesus Christus. Jesus ist für unsere Sünden ans Kreuz gegangen – ein für alle Mal.
Wenn Gott alle unsere Sünden aufrechnen würde, wir würden NIEMALS vor ihm bestehen, nicht mal, wenn auf dem Blatt Papier nur ein einziger Gedankenstrich steht. Aber Gott, in seiner bedingungslosen Liebe zu uns, die Er uns nicht nur im Neuen, sondern auch im Alten Testament, immer wieder geoffenbart hat, lässt uns zu sich kommen, wie Kinder zu ihren Eltern. Er öffnet Seine Arme für unsere Sünden, für unsere Reue und Er nimmt unseren Schmerz, unsere Angst und unsere Last von uns und Er trägt sie ans Kreuz. Wir bitten Ihn um Vergebung und Er schenkt sie uns.
Wenn wir diese unendliche Gnade und Barmherzigkeit Gottes erkannt haben, wenn wir die Kraft der Vergebung spüren und die Liebe sehen, die hinter all dem steht, dann stehen wir in tiefer Dankbarkeit und Demut, in einer Gott gegebenen Furcht, vor dem Kreuz und bitten um ein Leben in Seiner Herrlichkeit. Ja, wir flehen Gott förmlich um seine Vergebung an, jedes Mal, wenn wir das Vaterunser beten.
Vaterunser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld
Wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen.
Bei dir ist Vergebung,
dass man dich fürchte.
(Psalm 130,4)
Bei Gott geht es nicht um eine von Angst und Unterdrückung getriebene Furcht, sondern um eine Furcht, eine Hochachtung, die aus Dankbarkeit und Demut erwächst. Eine Furcht, die erkennt, wie groß und gütig unser Gott ist. Eine Furcht, die spürt, dass da eine Kraft waltet, die mächtiger ist als alle Gewalten im Himmel und auf Erden. Eine Frucht, die uns sicher durch Leben trägt und uns wissen lässt, dass da immer einer an unserer Seite ist und auf uns aufpasst. Auch wenn wir gerade einmal ganz weit von Gott entfernt sind. Eine Furcht, die von tiefer Liebe getragen wird.
Diese ganz besondere „Gottesfurcht“ ist es, die unser Leben in der Nachfolge Christi bestimmt. Sie ist wie ein Wegweiser, der uns immer wieder auf den richtigen Weg (zurück) führt. Sie ist, wie ein unsichtbares Band, was uns fest am Herzen Gottes hält. Sie ist, die eine und einzig wahre Konstante in unserem Leben.
Aber diese Gottesfurcht soll noch etwas anderes in uns hervorbringen.
Wie bereits eingangs erwähnt dreht sich heute alles um „Schuld & Vergebung“. Aber die ist nicht einseitig.
An diesem Sonntag geht es nicht nur um die Vergebung meiner Sünden durch Gott, sondern auch um unsere Vergebungsbereitschaft.
Wenn man die Verse zum Vaterunser im Matthäusevangelium, Kapitel 6, weiterliest, dann erfahren wir noch einen zweiten wichtigen Aspekt zu diesem Thema:
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt,
so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt,
so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
(Matthäus 6,14-15)
Das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen.
Das Gott vergeben kann und dies auch bereitwillig tut, dass haben wir uns bereits angeschaut. Das hinter all dieser Vergebung eine unendliche Liebe steckt, wissen wir. Aber wie steht es eigentlich um uns? Wie steht es um unsere Vergebungsbereitschaft? Was lernen wir von unserem Gott, vor den wir so ehrfürchtig treten?
In unserem Leben mit Gott geht es nicht nur ums Empfangen, sondern auch im besonderen Maße ums Geben.
Wenn wir Vergebung empfangen wollen, sollten wir auch bereit sein, Vergebung zu schenken. Und so könnte dieser Psalmvers auch auf unser Handeln hinweisen:
Doch du schenkst uns Vergebung,
damit wir lernen, dich zu fürchten.
(Psalm 130,4)
Wir schenken Vergebung, Annahme und Liebe, damit die Menschen um uns herum diese besondere Liebe, Annahme und Vergebung, die Gott allen Geschöpfen bereithält, erkennen und annehmen können, um am Ende nicht nur Gott, sondern auch uns, ihren Mitmenschen wiederum, mit Respekt, Achtung und Wertschätzung – mit Ehrfurcht - entgegentreten.
Stellen wir uns einmal vor, wir finden heraus, dass ein Mensch, der uns vielleicht sogar noch nahesteht, etwas getan hat, was uns Schaden zugefügt hat. Vielleicht hat er uns Geld gestohlen oder er hat uns auf eine andere Art und Weise hintergangen. Vielleicht hat er jemandem eine falsche Geschichte über uns aufgetischt und so unser Ansehen bei dieser Person ruiniert oder er hat unsere Karriereleiter bombardiert. Vielleicht hat er etwas getan, was für uns schwerwiegende Folgen haben könnte, möglicherweise sogar gesundheitliche.
Was auch immer dieser Mensch getan hat, es hat uns auf jeden Fall Leid zugefügt – körperliches oder seelisches oder beides. Er hat unsere Freundschaft zu seinem Vorteil ausgenutzt und uns Schmerzen bereitet. Tränen sind geflossen. Nächte in denen die Gedanken Karussell gefahren sind. Tage, an denen wir nicht mehr wussten, wo vorne oder hinten ist. Und das vielleicht nicht zum ersten Mal. Schleifen wir dieses Bild noch ein bisschen schärfer und stellen uns vor, dieser Mensch hat uns bereits zum wiederholten Male hintergangen, belogen und betrogen. Und nun steht er wie ein bedröppelter Pudel vor uns und bittet erneut um Verzeihung.
Einmal haben wir ihm vergeben und die Sache ausgebügelt. Ein zweites Mal haben wir ihm vergeben und versucht das Schlimmste wieder gerade zu biegen. Und nun steht ausgerechnet dieser Mensch wieder vor uns und bittet um unsere Vergebung, Hilfe und Wiedergutmachung.
Und ich höre mich sagen: „Wie oft soll ich dir denn noch vergeben? Wie oft willst du meine Gutmütigkeit noch ausnutzen? Irgendwann ist auch mal Schluss. Mein Geduldsfaden ist nicht unendlich.“
Ja, und dann steht plötzlich Jesus hinter uns und sagt: „Doch das ist er. Dein Geduldsfaden ist unendlich, genauso wie der meine mit dir!“
Genau das ist Petrus, unserem Fels „in der Brandung“, passiert.
Da trat Petrus hinzu und sprach zu ihm:
Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder,
der an mir sündigt, vergeben? Ist’s genug siebenmal?
(Matthäus 18,21)
Und Jesus antwortet ihm:
Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal,
sondern siebzigmal siebenmal.
(Matthäus 18,22)
Da wird auch Petrus erstmal geschluckt haben.
Aber genau das ist unser Dienst an der Menschheit.
Gottes Liebe, die Er uns durch Jesus Christus im Übermaß zuteil werden lässt, in die Welt hinauszutragen. Durch Vergebung, Anteilnahme, Fürsorge, Barmherzigkeit und Liebe!
Denn genau das ist es, was Seine Liebe ausmacht.
Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen,
sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern,
sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles
(1.Korinther 13,4-7)
Die Wahre Liebe Gottes ist gerade in unserer Vergebungsbereitschaft zu finden. Die wahre Liebe Gottes ist gerade da zu finden, wo es am dunkelsten und dreckigsten in unserem Herzen ist. Die wahre Liebe Gottes ist gerade da am stärksten zu spüren, wo Hass, Neid und Schmerz regieren.
In der Vergebung leuchtet die geballte und bedingungslose Liebe Gottes am hellsten auf. Sie ist das A und O in unserer Nachfolge und in einem gottgefälligen Leben. Vergebung ist die höchste Liebeskunst, die wir Gott und Seinen Geschöpfen schenken können.
Christ sein ist eine Sache, aber ein wahrer Nachfolger Christi zu sein eine ganz andere.
Natürlich kann ich Jesus als Sohn Gottes anerkennen und mich taufen lassen. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich Jesus auch als meinen wahren Herrn angenommen habe und meinen Weg mit ihm gehe. Es heißt noch lange nicht, dass ich die wahre Liebe Gottes in meinem Leben spüre und realisiert habe, was es bedeutet, diese auch anderen Menschen zu offenbaren.
Viele Christen unter uns leben ihr Christ sein nur als reines Lippenbekenntnis.
Aber wir wissen, dass Jesus genau dies immer wieder anprangert.
»Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir;
vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren,
die nichts als Menschengebote sind.«
(Matthäus 15,8-9)
Wenn wir Jesus als unseren Herrn annehmen, dann ist es auch unsere Pflicht, unser Leben nach seinen Geboten, Seinen Lehren und seiner Führung auszurichten.
Und wenn es in der Bibel heißt:
Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal,
sondern siebzigmal siebenmal.
(Matthäus 18,22)
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt,
so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt,
so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
(Matthäus 6,14-15)
Dann haben wir uns genau danach zu richten. Und dann muss ich, so schwer es meiner menschlichen Natur auch fallen mag, diesem Menschen, der mich gerade so schmerzlich verletzt hat, vergeben.
Es wird sich in dem Moment der Vergebung vielleicht nichts ändern. Es wird kein Blitz vom Himmel schlagen, es wird kein Erdbeben kommen, dieser Mensch wird nicht über Nacht ein Engel werden. Es wird just in diesem Moment nichts Sichtbares geschehen – aber in der unsichtbaren Welt wird es ein Donnerwetter geben, welches sich gewaschen hat. Diesen Pfeil der göttlichen Liebe, den wir durch unsere Vergebung abgeschossen haben, trifft unverzüglich in das Herz unseres Gegenübers. Und wenn er es auch nicht gänzlich zum Einsturz bringt, bewirkt er zumindest einen dicken fetten Riss. Und wo ein Riss erst langsam seine Bahn zieht, ist der Spalt nicht mehr weit.
Wir sind Gottes Bodenpersonal. Wir sind da, um Gott den Weg zu bahnen. Was wir in der sichtbaren Welt auslösen, hinterlässt in der unsichtbaren Welt tiefe Spuren. Und auch wenn wir niemals das Ergebnis unserer Liebe und Vergebung sehen werden, wird sie greifen und Wandlung bewirken – durch Gott.
Es ist eines, Vergebung zu empfangen, aber es ist ein anderes, Vergebung zu schenken.
Jesus predigt keine leeren Worte, sondern handfeste Wahrheiten, denn Jesus ist unsere Vergebung vor Gott. Er hat unsere Schuld auf sich genommen und sie ans Kreuz gebracht. Deine und meine. Aber auch die unseres Nachbarn, unseres Arbeitskollegen, unserer Eltern, unserer Bekannten und Freunde und auch die unserer Feine. Und wenn Gott all den Menschen um uns herum vergeben hat, dann ist es unsere Pflicht als Nachfolger Christi ebenfalls zu vergeben.
Wie könnten wir jemanden Vergebung verwehren, wenn sogar unser Herr ihm vergeben hat? Wenn wir ein Leben in Christus und durch Christus führen wollen, kommen wir an Vergebung nicht vorbei.
In Jesu Augen passen Liebe und eine nachtragende Mentalität nicht zusammen. Er geht sogar soweit zu sagen, dass wir nur Vergebung empfangen können, wenn wir selber vergeben. Das würde aber bedeuten, dass wir die Gnade des Kreuzes nur in Anspruch nehmen können, wenn wir selber bereit sind ans Kreuz zu gehen. Wenn wir nicht bereit sind zu vergeben, ist unser Herz verbittert und versteinert. Wie könnten wir da die Liebe Gottes empfangen?
Wenn wir wahrhaftig in der Nachfolge Jesu wandeln, dann erhalten wir ein neues Herz von Gott – ein fleischliches Herz.
Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben.
(Hesekiel 36,26)
Ein versteinertes Herz ist nicht bereit zu vergeben, denn es kann keine Liebe empfangen. Ein fleischliches, warmes und offenes Herz trägt die bedingungslose Liebe Gottes in sich und kann genauso freudig Vergebung schenken, wie Gott es für uns getan hat.
Doch du schenkst uns Vergebung,
damit wir lernen, dich zu fürchten.
(Psalm 130,4)
Richten wir unseren Blick ans Kreuz und sehen wir in all dem Leid und all dem Schmerz, auch die unendliche und bedingungslose Liebe Gottes zu Seinen Kindern. Sehen wir die Rettung und Erlösung aus all unserer Schuld und aus den Zwängen dieser Welt. Sehen und erkennen wir die wahre Liebe Gottes für ALLE Seine Geschöpfe. Erleben wir Gott und lassen wir uns von einer tiefen Demut und Dankbarkeit leiten und unser Herz mit Seiner Liebe und Vergebungsbereitschaft erfüllen.
AMEN
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