Impuls
„Ehrlich vor Gott“
Bibelvers
Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm her!
Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann!
Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann!
Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast,
ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesprochen!
(Johannes 4,16-18)
Was erfahren wir in diesen Versen?
Als Jesus die Samariterin am Brunnen trifft, bittet Er sie, dass sie doch ihren Mann holen möge. Die Samariterin erklärt Ihm, dass sie keinen Mann hat. Jesus ist ergriffen und dankbar für ihre Ehrlichkeit.
An diese Begebenheit musste ich denken, als ich über die Begegnung von Hagar und dem Engel am Brunnen gelesen habe.
In 1. Mose 16, 7-8 lesen wir, dass Hagar, auf der Flucht vor ihrer Herrin, in der Wüste an einem Brunnen vorbeikommt. Dort kommt der Engel Gottes zu ihr hernieder und fragt sie, woher sie kommt und wohin sie geht. Hagar ist ihm gegenüber offen und ehrlich und erzählt dem Engel ihre Geschichte.
"Aber der Engel des Herrn fand sie bei einem Wasserbrunnen in der Wüste,
beim Brunnen auf dem Weg nach Schur. Er sprach zu ihr: Hagar, du Magd der Sarai,
wo kommst du her, und wo willst du hin? Sie sprach: Ich bin von meiner Herrin Sarai geflohen!"
(1. Mose 16,7-8)
Zwei sehr interessante, weil auch ähnlich klingende Erlebnisse.
Schauen wir einmal auf diese beiden Verse.
Warum fragt der Engel Gottes, was mit Hagar, der ägyptischen Magd, geschehen ist und was sie vorhat?
Warum fragt Jesus, der Sohn Gottes, wie die Verhältnisse der Samariterin sind?
Und warum fragt Gott überhaupt nach dem Leben von Menschen?
Warum interessiert Er sich, auch bereits zu Zeiten des Alten Testaments, für Menschen aus anderen Völkern und Nationen?
Warum interessiert Er sich für Menschen, die nicht im Glauben an Ihn gewurzelt sind?
Warum werden uns solche Begebenheiten immer wieder so deutlich vor Augen geführt?
Zwei Dinge spiegeln sich in diesen Erzählungen wider. Zum einen die Offenheit und Ehrlichkeit vor Gott, die Gott von uns fordert und zum anderen Gottes Sehnsucht nach ALLEN Seinen Kindern, nicht nur nach Seinem Volk, sondern auch nach den (noch) Heiden. Die Sehnsucht nach den Menschen, die den Glauben an Ihn verloren haben, Menschen, die Ihn noch nicht oder nicht mehr kennen und an Ihn glauben.
Gottes Sehnsucht nach uns
Schon im Alten Testament begegnen uns immer wieder Bibelstellen, die darauf hinweisen, dass sich Gott nicht alleine um das Volk der Israeliten bemüht. Es ist ohne Frage sein auserwähltes Volk, aber, und dass wird uns in der Heiligen Schrift auch sehr deutlich gezeigt, Gott hat ALLE Menschen geschaffen und jede einzelne Seele liegt Ihm am Herzen.
Und wenn wir, geleitet vom Heiligen Geist, die Heilige Schrift, das Wort Gottes lesen, können wir diese tiefe Sehnsucht Gottes nach allen Menschenkindern spüren.
Der HERR schaut vom Himmel und sieht alle Menschenkinder.
Von seinem festen Thron sieht er auf alle, die auf Erden wohnen.
(Psalm 33,13-14)
Denn die Augen des HERRN durchstreifen die ganze Erde,
um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.
(2. Chronik 16,9a)
Es ist eine leichte Sache zu glauben, dass Gott auch uns, die wir nicht zum Volk der Israeliten zählen, erretten möchte. Warum auch nicht. Es ist gut, eine große Gemeinschaft/ Anhängerschaft/ Gefolgschaft, um sich zu scharen. Jede Partei, jede Organisation und auch die Institution Kirche buhlt um jedes neue Mitglied, um immer größer, mächtiger, einflussreicher und gehörter zu werden.
Und Gott ist wahrlich groß und allmächtig. Wir lesen immer wieder von der Allmacht Gottes, wir hören immer wieder von Seiner Einzigartigkeit und Seinen großen Taten, warum sollte Er sich dann mit einem kleinen Volk begnügen, wenn Er die ganze Welt haben kann.
Aber so denkt Gott nicht. Gott ist nicht machtbesessen oder gierig. Gott ist kein einnehmendes Wesen, dem es nur darum geht, Einfluss zu haben und Reichtümer anzuhäufen.
Gott ist und bleibt LIEBE, Freiheit und Güte.
Er möchte uns retten und nicht fallen lassen.
Er möchte uns befreien und nicht gefangen nehmen.
Er möchte uns heilen und nicht zerstören.
Gott ist unendlich gut und diese Güte möchte Er in Seiner unendlich großen Liebe allen Menschen zuteilwerden lassen.
Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit,
unter allen Völkern von seinen Wundern!
(Psalm 96,3)
Woher nehmen wir aber diese Gewissheit, dass Gott uns meint? Das Er uns wirklich zu Seinen Kindern zählt?
Hier möchte ich dir den Psalm 139, ans Herz legen.
Heißt es doch in den Versen 13-15:
Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.
Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke;
das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, da ich im Verborgenen
gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde.
(Psalm 139,13-15)
Wir selbst sind von Gott erschaffen, kunstvoll gewirkt (wie es in der Schlachter-Bibel beschrieben wird).
Gott hat uns Sein ganz persönliches Siegel aufgedrückt, als Er uns im Mutterleib geformt hat, als Er unsere Nieren gebildet hat, als Er unsere Hände und Füße erschuf, als Er unsere Augen und Ohren, unsere Nase und unseren Mund gezeichnet hat. Er hat Seine ganz eigene Handschrift in uns hineingelegt.
Und im 5. Buch Mose, 33,3 können wir diese Liebe Gottes zu allen Menschen, egal ob Israelit oder ein anderes Volk, egal ob Jude oder Nichtjude, ob Christ oder Nichtchrist, erahnen. Hier heißt es:
Ja, er liebt die Völker!
(5. Mose 33,3a)
Und weiter können wir lesen:
Alle Heiligen sind in deiner Hand. Sie werden sich setzen zu deinen Füßen
und werden lernen von deinen Worten.
(5. Mose 33,3b)
Und das ist es auch, was Gott von uns möchte. Das ist es, was wir bereit sein müssen zu geben.
Wir müssen zu Ihm kommen wollen. Wir müssen uns zu Seinen Füßen setzen und Seinen Worten lauschen. Wir sollen Seine Worte in uns aufnehmen und davon lernen. Wir sollen uns ganz bewusst zu Ihm begeben, uns Ihm darbringen und uns ganz und gar auf Sein Wort einlassen.
Sein Wort nur im Vorbeiflug zu hören, bringt uns rein gar nichts. Es ist so schnell verflogen, als wenn wir nur einen kurzen Blick in einen Spiegel werfen würden. Keine fünf Minuten später, haben wir schon vergessen, was wir gesehen haben.
Wir müssen Sein Wort in uns empfangen, es tief in uns aufnehmen, immer und immer wieder. Wir müssen es spüren und Ihm auch Zeit geben in uns zu wirken. Wir müssen Geduld und Ruhe mitbringen, wenn wir uns zu Gottes Füßen setzen. Und wir müssen auch Offenheit und Neugier mitbringen, wenn wir Seiner Stimme lauschen.
Hören wir noch einmal auf den zweiten Teil dieses Verses
Alle Heiligen sind in deiner Hand. Sie werden sich setzen zu deinen Füßen
und werden lernen von deinen Worten.
(5. Mose 33,3b)
Wenn ich diesen Vers lese, muss ich unweigerlich an eine Parallelstelle im Neuen Testament denken. Im Lukasevangelium, Kapitel 10 können wir lesen, dass sich Maria zu Jesu Füßen setzt und hört, was er zu sagen hat, während sich Marta weiter in der Küche abmüht, um all die Gäste im Haus zu bewirten.
Als sie aber weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta,
die nahm ihn auf. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich
dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen,
ihnen zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach,
dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!
Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe.
Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.
(Lukas 10,38-42)
Man ist gewillt, in den Ton von Jesus einzustimmen und Marta zuzurufen: „Oh Marta, Marta. Erkenne doch, was dir entgeht, wenn du dich nur um die Belange dieser Welt bemühst, anstatt dem Wort Gottes Raum in deinem Leben zu geben.“
Und so ist es auch bei uns. Es ist unendlich wichtig, dass wir uns wirklich auf Gott und Sein Wort einlassen, dass wir uns Zeit nehmen, wirklich zuzuhören, wirklich hinzuhören, was Gott uns zu sagen hat. Und das geht nicht in 5 Minuten, im Vorbeigehen. Wir müssen uns auf das einlassen, was uns die Heilige Schrift und der Geist Gottes zeigt und sagt.
Auch einige Propheten haben schon weit vor der Zeit von Jesus darauf hingewiesen, dass Gott nicht nur den Juden das Heil für diese Welt bringen möchte, sondern auch den anderen Völkern der Erde, den Heiden. Ich habe mal nur eine kleine Auswahl zusammengestellt:
Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen,
höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben,
und alle Heiden werden herzulaufen,
(Jesaja 2,2)
Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind,
und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind.
(Jesaja 25,7)
Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter,
an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben;
er wird das Recht unter die Heiden bringen.
(Jesaja 42,1)
Ich, der HERR, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand.
Ich habe dich geschaffen und bestimmt zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden,
(Jesaja 42,6)
und viele Heiden werden hingehen und sagen:
Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause
des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem.
(Micha 4,2)
Und so geht es weiter und weiter und weiter. Etliche Bibelstellen im Alten Testament zeugen bereits von Gottes großer Sehnsucht nach allen Menschen. Er möchte alle Menschen unter Seinen Bund stellen. Er möchte einen jeden in die Gemeinschaft mit Ihm führen. Er möchte uns alle wieder EINEN!
Es ist aber nicht nur die Sehnsucht, die Menschen wieder mit Ihm zu vereinen, es ist auch die Sehnsucht, uns vom Dunkel dieser Welt zu befreien, uns wahre Heilung zu schenken und uns den einzigen und wahren Gott zu offenbaren. Er möchte, dass wir wieder unter Seinem Schutz leben und uns in Seinen Frieden hüllen können.
Und nicht nur das Alte Testament spricht von dieser Sehnsucht, auch das Neue Testament strotzt von diesen Verheißungen.
ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel.
(Lukas 2,32)
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
(Johannes 1,9)
so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen, auf dass er ihnen alles gebe,
was du ihm gegeben hast: das ewige Leben.
(Johannes 17,2)
Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist,
so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen,
die zum Leben führt.
(Römer 5,18)
Um nur ein paar Stellen zu nennen.
Eine ganz klare Aussage hierzu finden wir auch in der Apostelgeschichte, im Berufungsauftrag an Paulus:
Doch der Herr sprach zu ihm: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug,
dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel.
(Apostelgeschichte 9,15)
Als sie das hörten, schwiegen sie still und lobten Gott und sprachen:
So hat Gott auch den Heiden die Umkehr gegeben, die zum Leben führt!
(Apostelgeschichte 11,18)
Aber diese Mission Gottes – die Verkündigung des Evangeliums, der frohen Botschaft, die Errettung aller Menschen ist keine leichte Aufgabe, die eben mal fix gemacht ist. Dafür sind wir Menschen einfach zu sehr gefangen in dieser Welt.
Wir sind gefangen in einer Welt, die im Kern einsam, traurig, bösartig und machtbesessen ist, wo nur das eigene Überleben, der eigene Ruhm und Reichtum eine Rolle spielt, in einer Welt, die sich ganz dem Egoismus jedes einzelnen verschrieben hat.
Und hier spüren wir wieder tief in die Liebe und Sehnsucht Gottes hinein, wenn wir im 2. Brief des Petrus lesen:
„Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten;
sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde,
sondern dass jedermann zur Buße finde.“
(2. Petrus 3,9)
Gott gibt nicht auf. Gott hat unendlich viel Geduld. Und Gott hat alles im Blick.
Gott sendet immer und immer wieder Seine Boten, Seine Auserwählten, Seine Diener aus, um Sein Wort zu verkündigen, um Sein Wort in die Welt hinauszutragen, um Sein Wort in die Herzen der Menschen zu bringen. Und Er sendet Seine Diener aus, um gegen die finsteren Mächte der Welt anzutreten, um den Armen und Schwachen beizustehen, um die Kranken und Hilflosen zu heilen, um die Verirrten und Heimatlosen zu finden, um die Traurigen und Erniedrigten aufzurichten. Er sendet Seine Boten aus, um Sein Licht in diese finstere Welt zu bringen, damit die Herzen der Menschen sich weiten und öffnen und Ihn erkennen können.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet,
die in diese Welt kommen.
(Johannes 1,9)
Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit,
unter allen Völkern von seinen Wundern!
(Psalm 96,3)
Lobet den HERRN, alle Heiden! Preiset ihn, alle Völker!
(Psalm 117,1)
Kommen wir zurück auf unseren Eingangsvers. Kommen wir zurück auf unsere Eingangsfrage.
Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm her!
Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann!
Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann!
Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast,
ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesprochen!
(Johannes 4,16-18)
Warum fragt Gott nach uns?
Weil wir ALLE Seine Kinder sind, weil Er uns geschaffen hat, weil Er uns liebt und uns allen Seine Heilung, Seine Rettung und Sein ewiges Leben schenken möchte.
Gott fragt nach uns, nach uns allen – nach dir und nach mir. Er fragt nach unseren Nachbarn, unseren Kollegen, unseren Freunden und Bekannten, Er fragt nach den Menschen in unserer Gemeinde, unserem Ort, in der nächsten Stadt und im Nachbarland.
Er fragt nach allen Menschenkindern.
Und Er fragt immer und immer wieder, denn Er gibt keinen einzigen von uns auf, keiner soll verloren gehen.
Aber es ist an uns, uns Gott zu erkennen zu geben, uns Ihm zu Füßen zu setzen, Ihm unser Herz zu übergeben und die Heilung, die Er uns bringen möchte, anzunehmen.
Kommen wir auf den zweiten Punkt dieses Verses zu sprechen:
Offenheit und Ehrlichkeit vor Gott
Warum diese Begebenheiten?
Warum diese Fragen?
Sieh dir hierzu noch einmal den Psalm 139,1-16 an.
(Gott – allwissend und allgegenwärtig)
HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht alles wüsstest. Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein –, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht. Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, / da ich im Verborgenen gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.
Warum also diese Fragen?
Gott kennt uns doch durch und durch, Er weiß doch ganz genau, was wir wann und wo getan haben. Er weiß sogar ganz genau, was wir noch tun werden und Er weiß auch, was wir denken. Er hat uns geschaffen und jeder Tag unseres Lebens ist bereits in Sein Buch geschrieben. Er überlässt nichts dem Zufall, jedes Ereignis, jeder Gedanke, jeder Funke in uns, ist in Ihm gegründet. Er sieht tief in unser Innerstes hinein.
Also warum dann diese ganzen Fragen?
Gott möchte, dass wir Ihm und auch uns gegenüber vollkommen offen und ehrlich sind. Aber auch gegenüber anderen Menschen sollen wir ehrlich sein. Immer wieder sagt uns Gottes Wort ausdrücklich:
"Du sollst nicht lügen."
(z. B. 3. Mose 19,11; Sprüche 14,5; Sprüche 19,28, u. v. a.)
Lügen ist quasi damit auch eine Sünde. In 3. Mose 19,11 gebietet uns Gott sogar "Ihr sollt nicht lügen."
Jedes Mal, wenn wir andere Menschen belügen, wenn wir uns selber etwas vorschwindeln oder wenn wir versuchen vor Gott etwas zu verbergen, sündigen wir.
Wir sind nur Menschen. Punkt. Wir sind klein und schwach vor Gott und der Welt und nur allzu oft sind wir der Sünde ergeben.
Und auch wenn es nicht die großen Lügen des Lebens sind, die uns begleiten, sind wir doch immer ein Stück weit darin verstrickt kleine Notlügen zu gebrauchen, das ein oder andere wegzulassen, was wir erlebt haben, aber lieber nicht preisgeben möchten oder ein bisschen was zu verschönern, was nicht ganz so viel hermacht in unserem Leben.
Kurz und knapp, wir sind einfach nicht in der Lage, aus uns selber heraus, immer ganz offen und ehrlich zu sein, egal wer unser Gegenüber auch sein mag.
Und dies sind wir aus den unterschiedlichsten Beweggründen heraus.
Manchmal wollen wir Menschen nicht verletzen. Wir wollen uns anpassen an das Leben um uns herum, um nicht aufzufallen, um nicht anzuecken, um nicht ausgelacht oder gar links liegen gelassen zu werden. Wir wollen Menschen gefallen und spielen dadurch oft genug auch uns selber etwas vor, von Gott ganz zu schweigen.
Aber in Gottes Augen ist dies alles nur Heuchelei und Sünde. Was bringt uns dieses Gerüst aus Augenwischerei und Schöntuerei? Was wollen wir mit dem Netz aus Lügen und Verheimlichung erreichen? Es ist am Ende doch nur ein Kartenhaus, welches beim kleinsten Windhauch in sich zusammenfällt.
Gott möchte, dass wir dieser Sünde versagen. Wir sollen uns Ihm gegenüber vollkommen öffnen. Wir sollen so "nackt" vor Ihn treten, wie Er uns einst erschaffen hat, kein Schutzschild aus "Schöne-Welt-Gerede", kein doppelter Boden aus "Alles-ist-wunderbar", kein anpassen an die Maßstäbe dieser Zeit. Einfach pur, rein und ehrlich.
Gott ist heilig, in Ihm ist keine Sünde und wenn wir Ihm begegnen, soll auch in uns keine Sünde sein. Er möchte ein aufrichtiges und reines Herz. Er möchte, dass wir Ihm gegenüber ehrlich sind, Ihm unsere Schwächen offenlegen, Ihm unsere sündhafte Natur eingestehen und Ihm unsere Traurigkeit und Hilflosigkeit darreichen.
Und ich richte unseren Blick noch einmal zu den Brunnen hinüber und auf Hagar und auf die Samariterin.
Nur wenn wir uns Ihm hingeben, so wie wir sind, mit all unseren Fehlern, Schwächen und Sünden, kann Er uns vergeben und verändern.
Aus uns selber heraus sind wir nicht in der Lage all das dunkle in uns abzulegen, all den sündhaften Gewohnheiten keinen Raum mehr zu bieten, all den schlechten Tugenden, den Untugenden, Einhalt zu gebieten. Wir brauchen Gottes Hilfe, Gottes Geist, der den Wandel unserer Selbst vollbringt. Wir brauchen Gott, um aus der Finsternis wieder ins Licht treten zu können.
Und Gott, der uns über alle Maßen liebt, möchte nichts sehnlicher, als uns zu heilen, uns zu helfen und uns durch Seine Stärke zu führen.
Ich frage dich: Kannst du einem Menschen helfen, der eine Fassade um sein Leben, um sein wahres Sein, errichtet hat? Kannst du deinem Gegenüber beistehen, ihm geben, was er braucht, wenn er so tut, als ob er alles hätte und es ihm gut geht? Kannst du eine Wunde versorgen, die ein anderer vor dir verbirgt? Erkennst du deinen Gegenüber so wie er wirklich ist, wenn er eine Maske aufgesetzt hat?
Gott auch nicht!
Der Kern Seiner Liebe ist Freiheit. Gott zwingt uns ein Leben in Ihm nicht auf, Er schenkt es uns und es ist an uns, dieses Geschenk anzunehmen.
Gott wird uns niemals etwas aufzwingen, wir sind es, die aus freien Stücken heraus zu ihm kommen müssen.
Gott wird uns nicht helfen, uns nicht wandeln und wieder aufrichten, wenn wir in einer Scheinwelt leben, wenn wir unsere Schwachheiten verstecken, wenn wir unsere Traurigkeit und Zerbrochenheit, wenn wir unser Leid und unsere Ängste verbergen.
Gott möchte in uns und durch uns leben, Er möchte wieder freie, reine, pure Menschen um sich sammeln, die ungezwungen und frei mit Ihm im Paradies spazieren gehen. Er möchte, dass wir unser altes "Ich", unser altes sündhaftes und unreines Leben, welches uns doch nur krank macht und Finsternis in uns hinterlässt, loslassen. Gott möchte uns heilen, Er möchte uns zu Ihm zurückführen und Er möchte uns ein neues, freies, erfülltes und ewiges Leben geben. Es ist an uns, dies ebenso zu wollen.
Wenn wir an Jesus, Seinen Sohn, glauben, Ihn als unseren Herrn und Bruder annehmen und Ihm folgen, wenn wir in unser neues Leben in Christus eintreten und uns vom Geist Gottes verändern lassen, sind wir neu in Christus geboren. Wir sind dann nicht mehr von dieser Welt, auch wenn wir noch in ihr leben. Und wir können uns, dank Gottes großer Güte und Gnade, von all dem Ballast dieser Welt lossagen, damit Gottes Gnade immer tiefer in uns wirken kann.
Legen wir Ihm unser altes Leben, unser altes "Ego", genauso wie es ist, ungeschönt, ungeschützt, schwach und zerbrochen vor die Füße. Übergeben wir Ihm unser altes reales Sein, nicht das, welches wir gerne hätten. Breiten wir unser Herz vor Ihm aus und lassen wir Ihn unser wahres "Ich" erblicken. Treten wir so wie wir sind vor Gott.
Und Gott, der unsere Schwachheiten sieht und kennt, wird uns, in Seiner unendlichen Güte und Gnade und Seiner bedingungslosen Liebe, all unsere Sünden vergeben und uns darreichen, was wir wirklich zu einem neuen und ewigen Leben in Jesus brauchen.
Lasst uns offen und ehrlich sein vor unserem Gott und wir werden all Seinen Segen und Seine Heilung für unser Leben empfangen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,
möge Eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.
Amen
(Philipper 4,7)