Impuls zum
3. Sonntag nach Trinitatis
Der Menschensohn ist gekommen,
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.
(Lukas 19, 10)
In der letzten Woche hörten wir von der Einladung Gottes zu Ihm zu kommen und Ruhe und Erholung in Seiner Gemeinschaft zu finden. Wir wurden noch einmal der Zusage Gottes gewiss, dass ER für uns sorgt und wir uns deshalb nicht sorgen müssen.
Kommt her zu mir, alle,
die ihr mühselig und beladen sein,
ich will euch erquicken.
(Matthäus 11,28)
Unser Gott – Jireh ist für uns da – ausnahmslos, ohne Wenn und Aber, immer und jederzeit.
Ohne Wenn und Aber?
Immer und jederzeit?
Jein.
Ja es ist richtig, dass Gott einen jeden von uns liebt. Seine unendliche Kreativität und Genialität hat uns erschaffen – dich und mich, deinen Nachbarn, meinen Arbeitskollegen, seine Mutter, ihren Vater, all unsere Brüder und Schwestern, Freunde und Bekannte und auch Feinde und Unbekannte. Wir alle entspringen Seiner Schöpferhand – einzigartig, vollkommen und wunderbar. Wir waren Staub und wurden in Seinen Händen zu einem wunderschönen „Gefäß“ geformt. All Seine Liebe hat Er in uns hineingelegt. Mit Sorgfalt und Genauigkeit hat Er jedem Quadratmillimeter unseres Seins, unseres Lebens seine ganz persönliche Form gegeben. Nichts hat Er dem Zufall überlassen, alles ist genauso gewollt.
All Seine Liebe floss durch Seine Hände direkt in unsere Herzen hinein.
Und wir? Wir haben nichts Besseres zu tun, als uns aus dem Staub zu machen. Fertig – Danke – Tschüss!
Doch in der Welt da draußen, ohne Gott und Seine Versorgung, ist es ein hartes Unterfangen für uns. Ohne Gott sind wir zum Scheitern verurteilt. Und das tun wir auch.
Dieses kostbare „Gefäß“, welches Gott so sorgfältig geformt und mit Leben erfüllt hat, geht in dieser groben, harten und rücksichtslosen Welt Stück für Stück entzwei. Hier ein Riss, da ein Sprung und dort bereits ein klaffendes Loch. All die Sorgen und Probleme, all die Ängste und Nöte fressen sich immer mehr durch den gebrannten Ton unserer Lebenshülle und machen uns rissig und porös. Die Sünde sprengt den harten Ton von innen förmlich auf.
Und dann stehen wir da, irgendwo in einer Ecke, am Rande, irgendwo im Nirgendwo, verloren und verlassen von der Welt und von uns selbst.
Rien de va plu – nichts geht mehr.
Ende! Aus! Micky Maus!
Aber Gott sieht diese Zerbrochenheit in uns und Er möchte uns heilen. Er möchte das, was Er einst so sorgfältig erschaffen hat, wieder in Seine Hände nehmen und erneuern. Er möchte uns neues Leben schenken, neue Kraft und Stärke.
Am letzten Sonntag erging diese Einladung der Erholung und Belebung an uns.
Kommt her zu mir, alle,
die ihr mühselig und beladen sein,
ich will euch erquicken.
(Matthäus 11,28)
Und heute wird klar, wen Gott zu sich ruft.
Der Menschensohn ist gekommen,
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.
(Lukas 19, 10)
Verloren, verirrt, kaputt und zerbrochen. Krank an Körper, Geist und Seele. Leer und ausgelaugt von der Welt. Durchtränkt durch die Sünde der Welt.
Und doch sehend und erkennend.
Gott steht mit offenen Armen vor den Toren Seines Reiches und lädt all diejenigen ein, die erkannt haben, dass die Welt da draußen sie nicht heilen kann, sondern eher zerstören wird.
Er lädt all die Menschen zu sich ein, die ihre Augen und Herzen für Seine Wahrheit öffnen.
Er lädt all die geschundenen und ängstlichen Seelen ein, die sich in der Finsternis verlaufen, sich im Dschungel der Sünde verloren haben.
All diejenigen, die erkannt haben, dass das Leben in dieser Welt, nicht die wahre Erfüllung bedeutet.
Und das ist das JEIN.
Nein, die Einladung Gottes ergeht nicht an die Hochnäsigen, Intriganten und Arroganten, sie ergeht nicht an die Neunmalklugen und Möchtegerne, sie ergeht nicht an die Raffsüchtigen und Machtbesessenen – sie ergeht nicht an diejenigen, die denken sie würden über Gott und der Welt stehen.
Die Einladung Gottes ergeht an die Kleinen unter den Großen, an die Armen unter den Reichen, an die Kranken unter den Gesunden.
Gott sucht nicht diejenigen, die sich in die Mitte der Gesellschaft stellen und sich durch ihre eigenen Worte erhöhen. Er sucht diejenigen, die sich verirrt haben, die alleine sind und nicht mehr zurückfinden. Er sucht diejenigen, die in der Masse, der ach so „Bedeutungsvollen“, unterzugehen drohen.
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen:
Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.
Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder zur Buße.
(Lukas 5, 31-32)
Wir alle haben gesündigt. Doch wir alle können erkennen.
Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir,
und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen!
(Lukas 15,21)
Und Gott ist unendlich barmherzig und gütig und Er vergibt. Von Herzen.
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen,
die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält,
denn er hat Gefallen an Gnade!
(Micha 7,18)
Gott lädt uns ein und Er empfängt all diejenigen mit offenen Armen in Seinem Reich, die Seiner Einladung folgen.
Gott hat eingeladen, uns alle.
Aber diese Einladung bedeutet eine ganze Menge.
Diese Einladung bedeutet Abkehr und Umkehr.
Diese Einladung Gottes bedeutet Heimkehr.
Heimkehr zu Gott und Umkehr von der Welt.
Heimkehr zur Vollkommenheit und Abkehr von Sündhaftigkeit.
Wenn aber der Gottlose umkehrt von allen seinen Sünden, die er begangen hat,
und alle meine Satzungen bewahrt und Recht und Gerechtigkeit übt, so soll er gewiss leben;
er soll nicht sterben. An alle seine Übertretungen, die er begangen hat, soll nicht mehr gedacht werden;
er soll leben um seiner Gerechtigkeit willen, die er getan hat! Oder habe ich etwa Gefallen am Tod des Gottlosen,
spricht GOTT, der Herr, und nicht vielmehr daran, dass er sich von seinen Wegen bekehrt und lebt?
(Hesekiel 18, 21-23)
Ein jedes Seiner Geschöpfe, welches bereit ist sich Ihm mit ungeteiltem Herzen zuzuwenden, ist willkommen an Seiner Tafel.
Und Gott ist jeder einzelne von uns unglaublich wertvoll und wichtig. Er sehnt sich nach uns, ER möchte uns heilen und nach Hause holen. Er sucht nach uns. Und das kommt nicht nur in unserem Wochenvers zur Geltung.
Der Menschensohn ist gekommen,
zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.
(Lukas 19, 10)
Auch im Gleichnis vom verlorenen Schaf unterstreicht Jesus dieses tiefe Bedürfnis Gottes all die verlorenen Seelen zu suchen, zu heilen und ihnen wieder Erfüllung zu schenken.
Vom verlorenen Schaf
Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach: Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und,
wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet?
Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. Und wenn er heimkommt,
ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen:
Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.
(Lukas 15,4-6)
Schauen wir noch einmal darauf.
Der Hirte in der Erzählung lässt seine ganze Herde alleine, nur um ein einziges verlorenes Schäfchen wiederzufinden. Eine einzelne verlorene Seele. Ein verlorener Mensch, der ihm so unendlich viel bedeutet, dass er die anderen, die bereits sicher geborgen sind, für einen Moment alleine lässt, um auch diesem einen kleinen Schäfchen wieder Heimat und Hoffnung zu schenken. Und als er das Schäfchen wiedergefunden hat, nimmt er es liebevoll auf seine Arme und trägt es sicher zu seiner Herde zurück.
Suchen und Finden!
Gott sucht diejenigen, die verloren gegangen sind und wenn Er einen von uns gefunden hat, schließt Er uns wieder in Seine Arme, nimmt uns liebevoll auf, birgt uns sicher unter Seinen Flügeln und bringt uns zurück in Seine Herde, zu Seinen Kindern.
Und dieses Gleichnis zeigt uns noch mehr als nur die anfängliche Sehnsucht, nämlich am Ende eine unendliche Freude über diese eine verlorene Seele, die gefunden und gerettet werden konnte. Und das Gleichnis zeigt uns ebenso, dass auch wir, die wir bereits sicher bei Gott geborgen sind, diese verlorene und zermarterte Seele liebevoll aufnehmen sollen.
und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn
zusammen und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir;
denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war! Ich sage euch:
So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut,
mehr als über neunundneunzig Gerechte,
die der Buße nicht bedürfen.
(Lukas 15,6-7)
Auch das Gleichnis, welches darauffolgt, ist so wertvoll in dieser Reihe:
Das Gleichnis von der verlorenen Drachme
Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht, wenn sie eine Drachme verliert,
ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat,
ruft sie die Freundinnen und die Nachbarinnen zusammen und spricht: Freut euch mit mir;
denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte! Ich sage euch,
so ist auch Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
(Lukas 15,8-10)
So wenige Sätze, so wenige Worte drücken eine so starke Sehnsucht, unermüdliche Suche und tiefe Freude aus.
Und als ob diese zwei Gleichnisse nicht Worte genug wären, betont Gott Seine Suche und Sein Empfangen reuiger Sünder, Seine bedingungslose Liebe noch ein drittes Mal.
Im Gleichnis vom verlorenen Sohn kommt erneut und sehr eindrücklich diese bedingungslose Liebe und Annahme Gottes vollends zum Tragen. (Lukas 15,11-32)
Der Sohn, welcher vorerst die Nase von seinem Vater, Haus und Hof voll hatte, lernt schnell, dass eine Welt außerhalb seines familiären Umfeldes, weder Halt noch Sicherheit noch Gutes für ihn parat hat. Er dachte er kennt die Welt und weiß besser, wie er in ihr vorankommt. Die Neugier auf das Unbekannte, der Reiz nach Höherem und die eigene Selbstüberschätzung, trieben ihn in die weite Welt hinaus. Doch da draußen wird er erkennen, welch großer Schatz zu Hause verborgen ist und er kehrt reumütig zum Vater zurück.
Ein wenig ängstlich und zögernd. Wie wird er reagieren? Wird er mich von Hof jagen, so wie ich mich verhalten habe?
Nein, nicht unser Vater.
Unser Vater begegnet ihm nicht mit Vorwürfen. Er freut sich, er schließt ihn voll Liebe in seine Arme und feiert seine Rückkehr. Und er fordert seinen zweiten Sohn, der voller Groll und Zorn gegen seinen Bruder ist, weil auch er verlassen wurde, weil ihm, ohne zu fragen, all die harte Arbeit aufgebürdet wurde, der die ganzen Jahre beim Vater geblieben ist und sich um alles gekümmert hat, auf, dass er sich mit ihnen freuen soll, da ja auch sein Bruder wieder zurückgekehrt ist.
Eine Geschichte, die alles, was unseren Glauben ausmacht, innehält. Unsere Liebe zu dem einzigen und alleinigen Gott, unserem Vater.
Gottes unendliche und bedingungslose Liebe zu uns.
Und unsere Liebe zu unserem Nächsten.
Drei Gleichnisse, drei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber ein Gott, eine Sehnsucht, eine Suche und eine unbändige Freude.
Eine dreifache Zusage Gottes. Eine Zusage der Annahme und bedingungslosen Liebe.
Egal wie unser Leben gelaufen ist, egal was wir getan oder unterlassen haben, egal wie wir uns früher verhalten haben, egal was geschehen ist, Gott nimmt uns an. Er vergibt uns und lässt uns jederzeit wieder nach Hause kommen, wenn wir Seine Einladung der Buße und Vergebung annehmen und den Weg zu Ihm einschlagen.
Also, wieso wehren wir uns immer noch gegen diese Liebe und Annahme?
Wir Menschen sind alle Sünder. Aber Gott liebt uns, trotz unserer Sünden
Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch,
dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
(Römer 5,8)
Er liebt uns bedingungslos und ausnahmslos und Er möchte nicht das auch nur einer von uns verloren geht. Deswegen hat Er uns einen Weg bereitet. Wenn wir uns öffnen, unsere Sünden erkennen und bekennen und die rettende Botschaft - Jesus Christus - annehmen, nimmt auch Er uns mit offenen und liebevollen Armen wieder in Seiner himmlischen Familie auf.
Hören wir auf die Rufe Gottes, hören wir auf Sein Wort, vertrauen wir Seinen Zusagen und kehren wir um. Kehren wir heim – heim zu Gott.
Es ist nie zu spät!
Und Gott ist nicht für immer zornig.
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen,
die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält,
denn er hat Gefallen an Gnade!
(Micha 7,18)
Verlassen wir die krummen Wege und tiefen Täler und begeben wir uns auf den geraden Pfad der Tugend. Ein Weg, der nicht leicht ist, an dessen Ende aber die wahre Erfüllung und Glückseligkeit wartet.
Lassen wir Seine Einladung in unseren Herzen Fuß fassen, nehmen wir sie an und folgen wir ihr nach.
Lassen wir uns von Gott in die Arme schließen und Willkommen heißen.
Treten wir durch die Tore Seines Reiches und nehmen wir an Seinem reich gedeckten Tisch Platz.
Er ist unser Schöpfer, unser Vater, unsere Familie. Er ist der Atem, der durch unsere Lungen fließt, Erist das Blut, dass durch unsere Adern strömt, Er ist der Puls, der unser Herz zum Schlagen bringt.
Er ist unser Leben, unser ganzes Sein.
Worauf warten wir noch? Dass die Welt sich ändert?
Strecken wir uns aus.
Lassen wir uns finden und in Seine Arme nehmen.
Und lasst auch uns nach Gottes Weise handeln.
Gehen wir zusammen mit Jesus auf die Suche nach all den verlorenen Seelen und gehen wir gemeinsam den Weg nach Hause. Schließen wir die verlorenen Schafe, die wieder zu Gott zurückgefunden haben, in unsere Arme, als unsere Brüder und Schwestern und begegnen wir ihnen mit der gleichen Liebe, wie Gott uns begegnet. Egal ob Freund oder Feind – wir sind alle Gottes geliebte Kinder.
Gott hat Dir und mir Seine Gnade und Liebe erwiesen und Gott hat auch ihnen Seine Güte und Barmherzigkeit gezeigt, tun wir es Ihm gleich.
Jesus sagte einst: Es ist nichts Besonderes die zu lieben, die einem nahe stehen. Das Besondere ist, die zu lieben und willkommen zu heißen, die wir nicht kennen oder gar mögen.
Jesus ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, all diejenigen, die verloren sind.
AMEN
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