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Impuls zumWochenspruch zum 14. Sonntag nach Trinitatis 2024Wochenspruch zum 14. Sonntag nach Trinitatis 2024
14. Sonntag nach Trinitatis (Teil 2)

Einer von zehn!




Lobe den Herrn meine Seele 
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. 
(Psalm 103,2) 





Ich finde es schön, dass wir an diesem Sonntag eine ganz beeindruckende Erzählung aus dem Lukasevangelium mit auf den Weg bekommen. (Lukas 17,11-19). Eine Erzählung aus dem Leben und Wirken Jesu und wie wir Menschen darauf reagieren. Eine Erzählung, die auf eindrückliche Weise Gottes bedingungslose Liebe und unsere Reaktion darauf verbindet. Diese Erzählung zeigt nachhaltig auf, dass Gott jeden rettet, aber sich nicht jeder wahrhaftig retten lässt. 

Wahre Rettung bedarf Dankbarkeit und Demut. 
Wahre Gnade bedarf Erkennen und Umkehr. 
Wahre Gnade und Vergebung bedarf Glauben. 


Die zehn Aussätzigen 

11 Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, 
dass er durch das Gebiet zwischen Samarien und Galiläa zog. 
12 Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; 
die standen von ferne 
13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: 
Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 
14 Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: 
Geht hin und zeigt euch den Priestern! 
Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein. 
15 Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, 
kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 
16 und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. 
Und das war ein Samariter. 
17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? 
Wo sind aber die neun? 
18 Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, 
um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 
19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen. 
(Lukas 17, 11-19) 


Eine starke Szene, die vor uns liegt. Aber was will uns diese Erzählung sagen? 

Diese Erzählung offenbart uns Gottes Liebe und Sein Handeln, aber auch unsere Reaktion darauf. Einer von Zehn! 

Diese Erzählung von der Heilung der zehn Aussätzigen spricht von Mut, Hoffnung, Glaube, Sehnsucht, Vertrauen, Heilung, Dankbarkeit, Demut, Umkehr und Gnade. 10 Aspekte, die zwiespältiger nicht sein könnten. 

Einer von Zehn! 

Schauen wir uns den Text noch einmal genauer an: 


Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, 
dass er durch das Gebiet zwischen Samarien und Galiläa zog. 
(Lukas 17,11) 


Mut 


Auf seinem Weg nach Jerusalem kommt Jesus durch das Grenzgebiet von Samaria und Galiläa. Eine brisante Gegend. Juden und Samariter waren nicht unbedingt die dicksten Freunde. Aber genau das reizt Jesus immer wieder. Er geht ganz bewusst in diese „Brennpunkte“ hinein. Gerade da, wo nicht alles eitel Sonnenschein ist, gerade da, wo die Welt nicht heil und das Leben nicht rund läuft, gerade da, wo der Glaube andere Wege geht oder gar ins Abseits geraten ist, genau dahinein geht Jesus, weil Er weiß, dass Er dort wahren und tiefen Glauben finden, erleben und festigen kann. Die Samariterin am Brunnen (Johannes 4,1-30), die kanaanäische Frau in der Gegend von Tyrus und Sidon (Matthäus 15,21-28) oder sein eigener Heimatort, Nazareth. Nicht Jerusalem, nicht Galiläa, kein bekanntes und schon gar kein sicheres Gebiet. 

Auch in unserer Welt, in unserem Leben gibt es „Brennpunkte“, an die wir uns nicht gerne begeben möchten. Länder, in denen gerade Krieg tobt, Stadtviertel, in denen es nicht nur nachts nicht mehr sicher ist. Bahnhöfe, Brücken, verlassene Stadtgebiete in denen Sucht, Obdachlosigkeit und finanzieller Ruin den Ton angeben. Veranstaltungen, bei denen gänzlich unterschiedliche Gedanken und Weltanschauungen aufeinanderprallen. Krankenhäuser und Palliativstationen, wo jeder Gesichtszug die Sprache der Angst, der Qual und des Leid spricht. Oder unsere "Heimat". Der Verlust eines Menschen, den wir so unendlich geliebt haben. Die Diagnose einer unheilbaren Krankheit, die uns die Füße unter dem Boden wegreißt. Der finanzielle Ruin und Verlust von all dem, was wir uns aufgebaut haben. 

Es braucht schon ein ganzes Quäntchen Mut, um sich immer wieder in diese „Brennpunkte“ der Menschheit hineinzubegeben. Aber genau das macht Jesus aus. Er scheut sich nicht davor, sondern ist genau dafür gekommen. ER ist gekommen um uns in unserem Leid, in unserer Angst und in unseren Sorgen zu begegnen. 

Wann brauchen wir die meiste Hilfe? Wann brauchen wir das Gefühl, dass jemand an unserer Seite ist, uns beisteht und uns begleitet? Am meisten doch, wenn wir in schwierigen oder schier ausweglosen Situationen stecken. Und genau das macht Jesus. Jesus kommt nicht nur um mit uns zu feiern und fröhlich zu sein. Er sucht sich nicht das leichte und lockere Leben aus, sondern das harte, anstrengende, sorgenreiche und quälende. 

Jesus ist nicht als reicher Großgrundbesitzer geboren, sondern in einem Stall in Bethlehem. Er war der Sohn eines Zimmermanns, einer Familie aus Nazareth, die hart arbeiten mussten, um überleben zu können. Er war den gleichen Strapazen ausgeliefert, wie jeder andere einfache Bürger in seinem Land auch. ER kennt das harte Leben. Und dennoch strahlen in diesem harten Leben, auch immer wieder unglaublich schöne Momente der Freude und des Feierns hindurch. Vielleicht gerade durch das harte Leben, strahlt diese Fröhlichkeit und Freude noch heller. Jesus hätte uns nie retten können, wenn Er sich uns nicht gleichgestellt hätte. 

Jesus geht in Brennpunkte hinein, in gesellschaftliche, politische, menschliche, um eins zu sein mit den Menschen, um ihnen nahe zu sein. Nichts berührt unsere Herzen mehr, als die leibhaftige Hand, die es berührt. Und Jesus hat diesen Mut, Seine Hand auf das Herz eines jeden Menschen zu legen, egal wo sich dieser Menschen gerade befindet. 

Glaube 

Und in diesem Grenzgebiet zwischen Samarien und Galiläa – in diesem Brennpunkt - trifft er auf eine Gruppe von zehn Männern, die an Aussatz leiden. 


Und als er in ein Dorf kam, 
begegneten ihm zehn aussätzige Männer; 
die standen von ferne 
(Lukas 17,12) 


Aussätzige Menschen mussten früher außerhalb der Gesellschaft, außerhalb ihrer Familie, außerhalb ihres normalen Alltags leben und versuchen irgendwie in dieser Wildnis der Welt zu überleben. Sie waren Verstoßene. Keiner wollte und durfte mit ihnen Kontakt haben, denn sie waren krank und galten somit als unrein. Sie mussten sich abschotten und stets abseits der Gesellschaft leben. Nichts anderes als wie bei uns heutzutage. Denken wir doch nur mal an die sozial Schwachen, an die Arbeitslosen, Obdachlosen oder die von Krankheit gezeichneten Menschen unseres Landes. Nehmen wir sie freudig in unseren Häusern auf? Nehmen wir sie in die Arme, wenn sie nicht unseren Wertvorstellungen entsprechen? Wir grenzen sie ab und verbannen sie aus unserer Gesellschaft. Unterschicht. 

Man kann sich vorstellen, dass die Lebensumstände dieser Aussätzigen, sie nicht gerade wie Vorzeigebeispiele gesunder, wohlgenährter und gut betuchter Menschen erscheinen ließen. 

Aus welchem Stamm diese Männer kamen erfahren wir nicht. Vielleicht ist es eine bunte Truppe Gleichgesinnter, Männer aus verschiedenen Orten und Gegenden rund um diesen „Brennpunkt“. Schicksal verbindet. Um in dieser Welt nicht gänzlich unterzugehen, brauchen wir Gemeinschaft. Und wenn die Gesellschaft uns abstößt, nimmt uns vielleicht die Gemeinschaft der Leidgeplagten wieder auf. 

Und gerade wenn wir in solch schwierigen Situationen feststecken, öffnen sich die erstaunlichsten Wege. 

Die zehn Aussätzigen waren in diese Ausweglosigkeit verbannt. Ihr Leben hatte sich schlagartig verändert. Vielleicht stammten sie aus gutem Hause, vielleicht waren sie Hirten und müssten jetzt eigentlich auf dem Felde stehen und ihre Herde, ihr Hab und Gut, ihre Lebensgrundlage hüten. Vielleicht waren sie Bauern und müssten bereits seit langem auf dem Feld sein und ihren Weizen einholen? Vielleicht waren sie Arbeiter auf einem Weinberg oder Fischer. Wie sollen sie ihre Familien versorgen und beschützen, wenn sie allein und verlassen, abseits jeglicher Zivilisation, leben müssen. Sie konnte nur daran glauben, dass diese Lage eines Tages wieder vorüber sein wird. Sie mussten daran glauben, dass sie bald wieder gesund werden und zurück in ihr Leben können. Einzig und allein der Glaube auf Heilung hält sie am Leben und lässt ihr Herz schlagen. Ein ganz besonderer Glaube, der gerade in solchen Momenten der Ausweglosigkeit, anfängt wieder Feuer in unserem Herzen zu fangen. 

Hoffnung & Sehnsucht 

Und dann passiert etwas, was Ihr Herz plötzlich höherschlagen lässt. Jesus. 

Jesus tritt in ihr Leben hinein. 


Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; 
die standen von ferne 
und erhoben ihre Stimme und sprachen: 
Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 
(Lukas 17,12-13) 


Jesus hat schon so viele Wunder getan, so viele Kranke geheilt, so viele Menschen wieder hergestellt und ihnen ein neues Leben geschenkt. Sein Ruf wird im Meilenweit vorausgeeilt sein. Und plötzlich blitzt dieser Funke Hoffnung auch an ihrem Horizont auf. Was für eine Gnade. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn sie diesen Hoffnungsschimmer nicht ergreifen, wären sie schön blöd. Wenn er andere geheilt hat, dann kann er das mit uns sicher auch tun. So oder so ähnlich werden sie wohl gedacht haben. 

Wenn unsere Lebensumstände gerade mehr als düster zu sein scheinen, wir keinen Weg mehr raus aus dieser miserablen Lage sehen können, wenn unser Glaube kaum noch Kraft hat, sich gegen all das Negative zu stämmen, würden wir da nicht auch jeden noch so kleinen Strohhalm ergreifen, der sich uns bietet? 

Warum finden so viele Menschen in Notsituationen den Weg (zurück) zu Gott? Weil genau dann nicht mehr ihr Verstand die Oberhand behält, sondern das Herz wieder anfängt zu schlagen. Wenn wir am Tiefpunkt unserer Selbst angekommen sind, kann der Verstand kaum mehr etwas ausrichten. Wir sind der Welt ausgeliefert. Und in diesen „Brennpunkten“ unseres Lebens, spüren wir unser Herz wieder schlagen. Wir werden ruhig und still. 

Wir selber können nichts mehr ausrichten. Für uns ist die Lage schier ausweglos. Aber nicht für unseren Gott. Denn genau in diesen Brennpunkten unseres Lebens, genau jetzt, kann Er wirken. Er legt Seine Hand auf unser Herz und kann in unserem Leben spürbar und sichtbar werden. Not und Verzweiflung öffnen unsere Augen und unser Herz für das scheinbar unmögliche. 

So wie Jesus in dieses Grenzgebiet zwischen Samaria und Galiläa kommt, so kommt Er auch in unsere Grenzgebiete. Wo kein Mensch mehr hinkommt, taucht Er plötzlich auf. Wo kein Funken Glaube an einen Wandel mehr ist, steht Er plötzlich auf der Matte. 
Für viele Menschen braucht es diese Stille der Ausweglosigkeit, um (wieder) zu glauben, um wieder zu hören und um die ganze Macht Gottes zu erleben. 

Diese zehn Männer haben schon von Ihm gehört. Sie haben gehört, dass es da diesen einen Menschen gibt, der heilen kann. Selber kennengelernt haben sie ihn sicherlich noch nicht, wie auch, sie kommen ja nicht raus aus ihrer Isolation. Doch jetzt ist er da. Bei Ihnen. Er ist in ihre Isolation hineingekommen. In diesem Moment, wo kein Mensch mehr etwas mit ihnen zu tun haben will, ist Er da. Aber sie sind noch zögerlich, trauen sich nicht nah an ihn heran. „die standen von ferne“ (Lukas 17,12b) Sie kennen Ihn nicht, sind zurückhaltend. Und doch sind sie auch voller Sehnsucht. „und erhoben ihre Stimme und sprachen“ (Lukas 17,13a) 

Schauen wir noch mal auf unsere Brennpunkte. Weiß der Schwerkranke, der Obdachlose, der Mörder, der Zurückgelassene, dass da jemand ist, der jederzeit, auch am Tiefpunkt seines Lebens, zu ihm hält, seine Hand nimmt und mit ihm durch diese Situation seines Lebens geht? Vielleicht hat er schon von Jesus gehört, vielleicht hat er auch schon von seinen Wundertaten gelesen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat er Ihn früher schon einmal erlebt, vielleicht aber auch nicht? Woher soll diese verlorene Seele Jesus, Seinen Retter, kennen, wenn ihm keiner von Jesus erzählt? 


Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? 
Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? 
Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? 
(Römer 10,14) 


Die Aussätzigen haben, Gott sei Dank!, bereits von Jesus gehört. Sein Wirken hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Aber der Anstand und vielleicht auch eine gewisse Skepsis, lässt sie zögerlich sein und sie bleiben weit entfernt von Jesus stehen. Die Hoffnung auf Heilung und die Sehnsucht nach Leben lassen sie aber umso lauter nach Ihm rufen. 

Egal wie groß unsere Zweifel, unsere Angst oder die Ungewissheit auch sein mögen, sie können die Hoffnung und Sehnsucht nicht unterdrücken. Unser Herz sehnt sich nach Jesus, es sehnt sich nach Rettung und Heilung. 


Und erhoben ihre Stimme und sprachen: 
Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 
(Lukas 17,13) 


Hilf uns! Hab erbarmen mit uns. 
Was für eine Kraft und Sehnsucht in diesen wenigen Worten liegen. Worte, die aus ihrer tiefsten Seele kommen und all ihre Verzweiflung widerspiegeln. 

Hab erbarmen mit uns…. 

Wie tief sind diese armen Seelen gesunken. Ihre ganze Hoffnung liegt in den Händen von Jesus, ihr Leben hängt an Ihm. Nichts kann sie mehr aus dieser ausweglosen Situation herausholen. Ihre Felle sind bereits weit, weit weggeschwommen. Ausgegrenzt, verstoßen, in der Wildnis lebend, abseits jeglicher Zivilisation, ihrer Lebensgrundlage beraubt. Und sie erkennen, dass ihre einzige Rettung Jesus ist. 

In unserer ärgsten Not, in der tiefsten Stille unserer Selbst, hören wir die Stimme unseres Herzens, wir spüren die Sehnsucht nach Rettung und Heilung. Wir wollen nicht länger in dieser Situation verhaftet bleiben. Wir wollen wieder leben. Wenig Nahrung, der ständige Kampf ums Überleben und dazu noch eine Krankheit, die uns in die Isolation treibt, all das zerrt an unseren Kräften. Isolation kann töten. Wir sterben von innen heraus. Doch Jesus kommt, um uns zu heilen – von innen heraus. 


Vertrauen 

Jesus spricht: 


Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: 
Geht hin und zeigt euch den Priestern! 
(Lukas 17,14a) 


Das wars? Mehr nicht? 
Ist es nicht erstaunlich, dass Jesus hier keine Hand anlegt? Es wird nicht gesagt, dass Er zu den Aussätzigen hingeht, sie in die Arme nimmt, ihre Wunden berührt oder, wie bei dem Blinden, einen Brei anrührt und sie damit einreibt. 
Sicherlich ist es auch dem geschuldet, dass Jesus Jude ist und sich an die Gesetze und Gebote Gottes hält, worunter auch das Reinheitsgebot fällt. Aber ich denke in einem Nachsatz zeigt es uns auch, dass Jesus nicht immer spürbar in unser Leben eingreift und dennoch eingreift. Wir müssen nicht immer spüren, dass genau in diesem Moment Jesus Hand an unser Leben angelegt hat. Er wirkt auch, wenn wir es nicht bemerken. 

"Geht hin und zeigt euch den Priestern." 
Ob das die Geste war, die diese Aussätzigen erwartet hatten? 
Kein Hokuspokus, kein weißes Kaninchen aus einem Hut, kein Feuerwerk, kein Donnergrollen – Geht hin und zeigt euch den Priestern. 

Jesus macht nichts weiter, als die Aussätzigen zum Priester zu schicken, denn der Priester hatte letztlich die Aufgabe zu prüfen, ob der Aussatz weg war und der Kranke wieder als gesund und rein galt. 
Jesus sagt quasi – geh zum Arzt und lass dich gesundschreiben. 

Was würden wir wohl in diesem Moment denken? 
Was erwarten wir von Jesus, wenn wir in einer Notsituation sind und nach Ihm rufen? Was erwarten wir, wenn wir zu Gott beten „Erbarme dich unser und hilf!“ Erwarten wir das große Donnergrollen, erwarten wir ein Erdbeben, dass die Menschen um uns herum erzittern lässt oder offen wir auf ganz sichtbare Zeichen, die Jesus an uns hinterlässt? 

So wie Gott im leisen Säuseln zu finden ist, wirkt auch Jesus oftmals im Kleinen und Versteckten, im Hintergrund. Kein Wunder, wenn so viele Menschen die wahren Wunder Gottes gar nicht erkennen (wollen). Der wahre Glaube erkennt das Sichtbare im Unsichtbaren. 

Die Aussätzigen vertrauen Ihm. 
Sie kennen Ihn zwar nicht, aber was haben sie schon zu verlieren. 
Was hätten wir zu verlieren? 
Es gehört schon eine gute Portion Mut, Hoffnung und Glaube dazu, um im Vertrauen auf Gottes Macht vorwärtszugehen. 

Sieh nicht zurück. Schau nicht auf deine Umstände, auf die Situation, in der du dich gerade befindest. Geh voran. Geh vorwärts. Und das ist wahrlich nicht das einzige Mal, an dem Gott und Jesus uns auffordert, dass wir unseren Blick nicht auf das alte und vergangene, sondern auf das Kommende richten sollen. 


Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt 
und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. 
(Lukas 9,62) 

Lass deine Augen stracks vor sich sehen 
und deinen Blick geradeaus gerichtet sein. 
(Sprüche 4,25) 

uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, 
sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, 
das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. 
(2. Korinther 4,18) 


Eine für uns ausweglos erscheinende Situationen lähmt uns. Die Isolation lässt uns in ein tiefes, dunkles und leeres Loch fallen. Antriebslosigkeit, Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit machen sich breit. Mit all dem räumt Jesus hier auf. 
Wenn Jesus in unser Leben tritt, dann heißt es mutig sein, Hoffnung im Herzen zu tragen und vorwärtszugehen. Um etwas zu bewegen, um weiterzukommen, müssen wir in Bewegung bleiben. Angst lähmt. Vertrauen aber treibt zum Gehen. 

Und diese Aussätzigen vertrauen Ihm und gehen. Und Er? Er heilt sie. 

Als Er sie aufforderte zu den Priestern zu gehen, waren sie noch nicht geheilt. Als sie sich von Jesus und seiner Gruppe abwenden und los gehen, waren sie noch nicht geheilt. 


Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein. 
(Lukas 17,14b) 


Erst als sie auf dem Weg zum Tempel waren, setzte plötzlich ihre Heilung ein und sie wurden wieder gesund und rein. 

Dankbarkeit & Umkehr 

Gott ist gütig und barmherzig zu allen Menschen, das haben wir schon im ersten Teil dieses Impulses gesehen. Seine Gnade und Sein Erbarmen gewährt Er jedem, der sich an Ihn wendet. So auch in dieser Erzählung. 

Alle zehn Aussätzigen haben Jesus um sein Erbarmen gebeten. Und jeder einzelne von Ihnen hat Seine Barmherzigkeit erfahren. Sie alle sind auf ihrem Weg vom Aussatz geheilt worden. Und doch werden nicht alle zehn auf Ewigkeit gerettet. 

Den nur einer erkennt die wahre Güte Gottes und kehrt um. 


Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, 
kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 
(Lukas 17,15) 


Nur ein einziger von diesen zehn Männern! 
Einer von zehn! 

Unser erster Gedanke bei dieser Erzählung ist doch: "Was für ein unmögliches Verhalten“. Wir wollen die Männer fragen, ob sie noch nichts von Dankbarkeit gehört haben. Welch ein Wunder, dass sie erfahren haben, und was machen sie? Freuen sich vermutlich und ziehen ihrer Wege. 

Wenn man hier stoppt, hat man die Kernaussage dieser Erzählung ja eigentlich schon auf den Kopf getroffen. Dankbarkeit gegenüber Gottes Taten. 

Wenn man die Geschichte oberflächlich betrachtet, steht dort: Jesus hat zehn Menschen geheilt und nur einer hat sich bedankt. Thema Ende. Punkt. Aus. 
Kernaussage: Erkennt die Wunder Gottes und dankt eurem Heiland. Seid dankbar vor Gott und euren Mitmenschen. 

Aber so einfach macht Jesus uns es mal wieder nicht. 
Wie traurig, oder? Wie traurig und doch so wahr. Nur einer von Zehn. 
Spiegelt aber nicht genau das unsere Gesellschaft wider? 

Wir alle werden immer wieder von Problemen, Ängsten, Sorgen und Krankheiten heimgesucht. Finanzielle Probleme, Probleme auf der Arbeit, im Familien- und Bekanntenkreis, Ärger mit Mitmenschen oder Handwerkern, Krankheiten, die uns plötzlich und unerwartet treffen, die lange andauern und die uns teils aus unserem alten Leben herausreißen. 

Oftmals dauert es eine Weile, bis eine Wendung eintritt. Manchmal müssen wir eine lange, lange Zeit des Leidens durchmachen. Wir sind erschöpft, matt und hoffnungslos. Und dann kommt die Wendung. Durch ein besonderes Ereignis, bekommen wir die Möglichkeit, wieder zurück in unser altes Leben zu finden. 

Wir werden wieder gesund, wir erhalten eine Finanzspritze, wir bekommen einen neuen Job oder eine andere Position. Jemand, der vorher keine Zeit für uns hatte, vielleicht ein Handwerker, oder ein Freund, findet endlich Zeit uns zu tatkräftig bei einer Baustelle zu helfen, uns in schweren Zeiten beizustehen und uns zuzuhören oder die „Extra“ Meile mit uns zu gehen. Wir werden befreit von der dunklen Wolke, die uns umgibt und können unser gewohntes Leben wieder aufnehmen. "Alles wie früher. Gott sei Dank." 

Stopp. Den letzten Halbsatz möchte ich gerne wieder streichen. 
Wer dankt Gott denn wirklich für die (plötzliche und unerwartete) Wendung in seinem Leben? Wir nehmen es hin als Selbstverständlichkeit. Wir danken dem Arzt, wir danken dem Chef, wir danken vielleicht auch dem Handwerker und das wars. Das Leben geht weiter. Aber Gott, der diese Wendung herbeigeführt hat, den vergessen wir. 

Nur einer von zehn aus unserer Geschichte und auch aus der heutigen Zeit, erkennt Gottes Wunder, erkennt Sein Eingreifen, erkennt Seine Macht und Herrlichkeit und dankt IHM, für das was er von Ihm erhalten hat. Nur einer von zehn, erkennt Gott und zollt Ihm den gebührenden Dank. 


Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, 
kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 
(Lukas 17,15) 


Nur ein Einziger erkennt, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, sondern, dass es das Eingreifen Gottes ist, Seine Liebe, Seine Güte, Seine Gnade und Seine Barmherzigkeit. Und nur dieser eine ist wahrhaft und aufrichtig dankbar. Und nur dieser eine kehrt um. Er kehrt um zu Gott, er kehrt um zum Glauben; zum wahren Glauben. Nicht nur zu dem Glauben auf Heilung, sondern zum Glauben an Gott. 

Auch wir sollten aufpassen, dass wir das Gute, was uns widerfährt, nicht als selbstverständlich abstempeln und unser Leben so weiterleben, wie zuvor. 


Gnade 


Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, 
um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 
Und er sprach zu ihm: 
Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen. 
(Lukas 17,18-19) 


Lobe den Herrn, meine Seele 
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat 
(Psalm 103, ) 


Dieser eine Mann, erkennt das wunderbare, was Gott in diesem Moment in seinem Leben getan hat. Er erkennt diese unglaubliche Gnade und er kehrt um. Seine erste Handlung ist nicht der Gang zum Priester, der ihn für gesund erklärt. Diese Wendung seines Lebens hat nicht die Welt vollbracht, sondern Gott. 

Nicht der Priester hätte sie wieder in ihr Leben zurückgeholt, sondern Gott ist es gewesen. Gottes Führung hat sie auf den richtigen Weg gebracht. 

Ehre, dem Ehre gebührt. 
Nur einer von zehn hat wahrlich erkannt, wem Ehre in seinem Leben gebührt. 

Und nur dieser Eine hat in diesem Moment den Siegeskranz davongetragen. Neun, sind am Ziel meilenweit vorbei geschossen. Während sie noch laufen und in die Irre gehen, lebt dieser eine Mann. Während die anderen Neun sich weiterhin plagen, empfängt dieser eine Gottes vollkommene Gnade. 
Es ist nicht der Priester, der ihn rettet. Es ist allein sein Glaube, der ihn gerettet hat. 


Den Hochmütigen widersteht er, 
den Demütigen schenkt er Seine Gnade 
(1. Petrus 5,5b) 


Wir sollten stets daran denken, dass all das Gute, ein Segen Gottes ist. 
Gott führt uns vielleicht durch Menschen auf den Weg der Gerechtigkeit. Aber ohne Gottes Führung, würden wir diesen Weg gar nicht erst antreten. 

Es ist eine Sache Heilung zu empfangen, es ist aber eine andere Sache, den Schöpfer der Heilung zu erkennen. 
Es ist eine Sache Rettung zu empfangen, aber eine andere, diese Rettung als Gnade Gottes wahrzunehmen und diesem mächtigen und gütigen Gott Dankbarkeit, Ehre und Demut zu erweisen. 
Heilung und Rettung bringt Er einem jeden, der ihn darum bittet. 
Wahre Gnade empfangen wir aber nur, wenn wir IHN in all der Heilung und Rettung erkennen und umkehren. 


Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen. 
(Lukas 17,19) 


Gott schenkt uns Seine Gegenwart, Seinen Schutz und Seine Fürsorge und wir brauchen Ihm nichts weiter zu geben, als unsere aufrichtige Dankbarkeit und Hingabe. 

Lobe den Herrn, meine Seele 
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat 
(Psalm 103,2) 

Danken wir IHM! 
Danken wir IHM für unser Leben, für unsere Rettung aus schwerer Not und schwerem Leid. 
Danken wir IHM für all das Gute und Wunderbare, was Er uns bereitet. 
Danken wir IHM für all das, was er uns bereits ermöglicht hat, gerade ermöglicht und noch ermöglichen wird! 
Bleiben wir stets dankbar und demütig unserem Gott und Seinen großen Taten gegenüber und empfangen wir den Segen, den Er uns verheißen hat.

 

AMEN

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