Impuls zum
vorletzten Sonntag des Kirchenjahres
Denn wir müssen alle offenbar werden
vor dem Richterstuhl Christi.
(2. Korinther 5,10)
„Der Richterstuhl“
Teil 1
Oh lala, nicht unbedingt ein Vers, den ich gerne hören möchte und schon gar nicht, über den ich nachdenken möchte. Der Richterstuhl Gottes. Das klingt nicht nur mächtig gewaltig, sondern kann auch ganz schön angsteinflößend wirken. Möchte ich wirklich einmal vor diesem Richterstuhl stehen? Und wie wird das Urteil sein? Ist es das wert?
Als Christen glauben wir oft, bei Gott und in unserem Leben mit Jesus ist immer alles eitel Sonnenschein. Hey, wir sind Errettete. Gott hat uns all unsere Sünden vergeben, die Vergangenen, die Gegenwärtigen und die Zukünftigen. Gott verspricht uns Heilung, so dass uns keine Krankheit mehr etwas anhaben kann. Und Gott verheißt uns Seinen Segen im Überfluss und das sagt, dass es uns an nichts mehr mangeln wird. Trara, kein Hunger mehr, keine finanziellen Engpässe, ein Leben in Saus und Braus. Halleluja, Lobe den Herrn!
Stopp, stopp, stopp!!!
Ich glaube wir haben hier ein paar wesentliche Schritte übersprungen.
Ich bin wahrlich kein Freund dieses sogenannten „Wohlstandsevangelium“, welches nur davon predigt, dass plötzlich der Himmel voller rosa Wolken hängt, wenn wir unser „Ja“ und „Amen“ zu Gott geben.
Die Nachfolge Jesu ist kein Kinderspaziergang. Da kann es auch schon mal heiß her gehen. Und ich meine damit nicht, die Welt da draußen. Ich meine unser Selbst. Wenn wir in die Nachfolge Jesu eintreten, wenn wir ein aufrichtiges und aus tiefstem Herzen kommendes „Ja“ und „Amen“ zu Jesus geben, dann treten wir nicht plötzlich in das Schlaraffenland ein, dann öffnet sich die Tür zu einem neuen und verändernden Leben, welches mitunter auch harte innere Kämpfe, geistliche Kämpfe, birgt. Der Teufel ist fortan unser ärgster Feind.
Das hört die Kirche und die allgemeine Christenheit wahrlich nicht gerne. Aber „shit happens“. Jesus hat den Menschen auch nicht nach dem Munde geredet.
Was bringt es uns, wenn ich uns nur fröhliche Worte um den Mund schmiere und wir dann doch vor dem Richterstuhl Gottes stehen und uns vor Ihm verantworten müssen. Nichts. Mit lieblichem Gesäusel, mit Schönrederei hat noch niemand ein Rennen gewonnen.
Und dennoch ist dieses wunderbare Leben mit Christus mehr wert, als jedes andere Leben in der Welt. Die Rettung, die Gemeinschaft, die Herrlichkeit Gottes überwiegt als das Schwere und stärkt in all dem Leid.
Ja, Jesus ist für uns, für unsere Sünden, ans Kreuz gegangen, ein für alle Mal.
Aber nur weil Jesus am Kreuz für die Sünden der Welt gestorben ist, heißt es noch lange nicht, dass wir maßlos sündigen können, so, wie es uns gerade gefällt.
Die Gebote Gottes sind nicht aufgehoben. Im Gegenteil, Jesus hat sie in ihrer Bedeutung noch einmal bestärkt! Die zehn Gebote Gottes gelten nach wie vor und immerfort. Sie sind unumstößlich, sie sind in Stein gemeißelt, felsenfest. Und Gott ist Seinem Wort und Seiner Richtung treu – was Er geboten, hat Bestand.
Was Jesus am Kreuz für uns getan hat, war der größte Liebesbeweis, den ein Mensch, ein Gott, ein Vater je hätte tun können. Ein einmaliges Ereignis, was sogar in die Menschheitsgeschichte eingegangen ist. Aber Jesus hat uns keinen Freifahrtschein gelöst, sondern uns einen Weg bereitet.
Zu Zeiten des Alten Testamentes mussten die Menschen für Ihre Sünden, für Ihre Vergehen, ein Sühneopfer vor Gott bringen, damit Er ihnen vergibt und sie wieder „rein“ werden. Im letzten Prophetenbuch „Maleachi“ wird schon sehr deutlich, was für eine wahre Bedeutung mittlerweile diese „Opfergaben“ bei den Menschen hatten.
Ich habe kein Gefallen an euch, spricht der HERR Zebaoth,
und das Opfer von euren Händen ist mir nicht angenehm.
(Maleachi 1,10b)
und ihr bringt herzu, was geraubt, lahm und krank ist, und bringt es dar zum Opfer.
Sollte mir solches gefallen von eurer Hand?, spricht der HERR.
(Maleachi 1,12b)
Diese echte Opferhaltung vor Gott war schon immer problematisch im Volk. Die Menschen damals und auch wir heute verstehen einfach diese wahre und tiefe Bedeutung des „opfern“ für Gott nicht. Hier geht es nicht um ein plumpes Ritual. Wenn ein Ritual nicht aus dem tiefsten Herzen heraus geschieht, ist es nur ein belangloses Aneinanderreihen von Tätigkeitsabfolgen. 1. Schritt, 2. Schritt, 3. Schritt. Juhu ich bin wieder frei.
Aber so einfach, wie wir uns das nur allzu gerne ausmalen, ist das leider nicht. Auch nicht mit Jesus am Kreuz. Wenn wir die wahre und tiefe Bedeutung dieses Opfers nicht begreifen, ist es belanglos und ohne Wert.
Gott geht es nicht um irgendwelche Opfergaben, die auf irgendeinem Altar verbrannt werden. Gott es um UNSER Opfer, das Opfer unserer Selbst.
Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer,
an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.
(Hosea 6,6)
Es geht nicht um Tiere, Weizen oder Öl. Es geht um Liebe, Gefühle, Güte und Gnade, es geht einzig und allein um unser Herz. Unser Herz muss auf dem Opferaltar Gott zur Ehre gebracht werden.
Am Tag vor Seinem Tod hat Jesus mit den Jüngern und mit uns („tut dies zu meinem Gedenken“) das Abendmahl gefeiert. Er hat mit uns einen Bund geschlossen. Ein Bund, der dicker ist als Wasser. Ein Bund des Leibes, des Blutes und der Einheit.
Wir sind ein Leib in Christus geworden. Wir gehören zu seinem Leib, durch unsere Adern fließt sein Blut, in unserer Brust schlägt sein Herz. In dem Moment, wo sich Jesus für uns ans Kreuz schlagen lässt, legen auch wir unser altes Herz auf den Altar des Kreuzes. Wir lassen es sterben und uns von Gott ein neues Herz, ein neues Leben schenken.
Und wenn die Taufe diesen Opfergang Jesu veranschaulicht, dann opfern wir mit unserem „Ja“ und „Amen“ unser altes Herz, unser altes Leben und empfangen ein neues, reines und lebendiges Herz von Gott. Ein neues Leben!
Ab jetzt führen wir nicht mehr unser altes Leben weiter. Wir führen ab jetzt ein neues Leben.
Warum sind wir zu Jesus gekommen? Warum haben wir uns für einen Weg mit ihm entschieden?
Weil es gerade so modern war?
Weil unser Freund das auch gemacht hat?
Oder weil wir kurz vor unserem Ableben doch Angst bekommen haben, in die Hölle zu fahren?
Wenn das die Beweggründe für unser „Ja“ und „Amen“ waren, dann stehen wir einst zurecht vor dem Richterstuhl Christi.
Wir sind doch alle aus einem ganz besonderen Grund bei Jesus? Tief in unserem innersten spüren wir diese Kraft, die in uns wirkt. Wenn wir ans Kreuz schauen, sehen wir nicht nur einen aufgehängten Mann, sondern wir sehen in ihm ein pulsierendes Herz. Wir spüren, dass das da draußen nicht alles gewesen sein kann. Wir sehen das Unrecht und die Brutalität dieser Welt und es regt sich etwas in unseren Herzen.
Das wir nicht über Nacht wundersame Heilige werden, ist uns allen klar.
Und das wir nicht so weiterleben sollen und wollen, sollte uns auch allen bewusst sein.
Den ersten Schritt haben wir getan. Wir haben uns zu dem bekannt, der Leben schenkt, der uns Rettung und Heilung bringt. Wir haben uns dem zugewandt, der allein wahre Veränderung in uns und in der Welt bewirken kann.
Letzte Woche haben wir von dieser hoffnungsvollen Zukunftsvision gehört und wir haben sie im Herzen erkannt. Wir wissen das da mehr ist als unser Auge erfassen und unser Verstand verarbeiten kann.
Jetzt heißt es den 2. Schritt zu tun. Veränderung zuzulassen, den Wandel unserer Selbst zu erfahren. Wieder zu dem Menschen zu werden, den Gott einst erschaffen hat. Wir waren nicht von Grund auf wer wir sind. Uns wurde die Sünde nicht mit in die Wiege gelegt. Die Welt hat uns zudem gemacht, wer wir sind. Aber dank Jesus sind wir nicht mehr an diese Welt gebunden. Wir sind frei, wir sind keine Sklaven der Sünde mehr, sondern Kinder Gottes, Freie, Mitbürger, Hausgenossen, Familie. Wir haben am Leben einen Erbteil erhalten, nicht mehr am Tod.
Und wenn wir nicht nur den 1. Schritt gehen, sondern auch den 2., 3. 4., 5. und 6., dann stehen wir am Ende unseres Lebens zwar auch vor dem Richterstuhl, aber wir müssen uns nicht mehr fürchten.
Denn wir müssen alle offenbar werden
vor dem Richterstuhl Christi.
(2. Korinther 5,10)
Wenn wir Kinder Gottes sind und Nachfolger Jesu, dann klingt dieser Vers aus dem 2. Brief an die Korinther schon gar nicht mehr so angsteinflößend wie am Anfang. Dann klingt dieser Vers ein Stück weit sogar beruhigend.
Wenn wir Gott folgen und nach Seinem Wesen streben, dann können wir in freudiger Erwartung vor den Thron unseres Vaters treten und Ihm danken, für das Wunder, welches Er in uns und durch uns geschaffen hat.
AMEN
Du möchtest noch ein bisschen weiter in diesen Sonntag eintauchen?
Dann lies gerne auch die Forsetzung (Teil 2).
Zurück zum Impulsmenü