Impuls zum Sonntag Wochenspruch zum Sonntag Septuagesimä
Septuagesimä
Lohn und Gnade
Denn nicht um unserer eigenen Gerechtigkeit willen
bringen wir unsere Bitten vor dich, sondern um deiner
großen Barmherzigkeit willen!
(Daniel 9,18b)
Der Sonntag Septuagesimä lässt uns einen Blick auf Gottes Gnade werfen.
Wenn ich mir den Bibelvers für diese Woche und auch das Gleichnis der Arbeiter im Weinberg (Matthäus 20,1-16), welches uns im heutigen Evangelium vorgestellt wird, vor Augen führe, wird mir einmal mehr deutlich, wie wichtig unserem Gott selbstloses Handeln, Barmherzigkeit und Gehorsam Seinem Willen gegenüber ist und wie sehr Gott Egoismus, Gier und Habsucht verabscheut.
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, wie aktuell die Heilige Schrift doch immer noch ist. Schauen wir uns nur mal das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg an. Es ist ein Paradebeispiel von Gier und Neid und Missgunst. Und irgendwie muss ich automatisch an die heutige Arbeitswelt denken.
Wir haben eine gute Stelle. Wir haben einen Vertrag und uns mit unserem Chef über die Konditionen geeinigt. Wir gehen ans Werk und tun unseren Dienst.
Und als er mit den Arbeitern einig wurde über einen Silbergroschen als Tagelohn,
sandte er sie in seinen Weinberg.
(Matthäus 20,2)
Und auch nach uns werden immer wieder neue Mitarbeiter angestellt. Wenn der Laden läuft, der Absatz stetig steigt und das Auftragsbuch aus allen Nähten platzt, braucht es unweigerlich weitere Mitarbeiter. Sind wir nicht alle froh, wenn der Chef nicht mit der „Peitsche“ hinter uns steht und immer mehr und mehr von uns fordert? Eine Überstunde nach der nächsten. Es ist gut, wenn ein erhöhter Arbeitsaufwand auch auf mehrere Schultern verteilt wird.
Und so geht auch unser Arbeitgeber aus und heuert immer weiter neues Personal an.
Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere auf dem Markt müßig stehen und sprach zu ihnen:
Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist. Und sie gingen hin.
Abermals ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat dasselbe.
Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen:
Was steht ihr den ganzen Tag müßig da? Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand angeworben.
Er sprach zu ihnen: Geht ihr auch hin in den Weinberg.
(Matthäus 20,3-7)
Und dann kommen wir mit unseren Kollegen ins Gespräch. Man tauscht sich aus, man redet über Gott und die Welt und vielleicht auch ganz beiläufig über Lohn und Gehalt, Urlaub und Bonuszahlungen. Und dann…
Als es nun Abend wurde, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter:
Ruf die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und fang an bei den letzten bis zu den ersten.
Da kamen, die um die elfte Stunde angeworben waren, und jeder empfing seinen Silbergroschen.
Als aber die Ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen
auch ein jeder seinen Silbergroschen. Und als sie den empfingen, murrten sie gegen
den Hausherrn und sprachen: Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet,
doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
(Matthäus 20,8-12)
Ja, und irgendwie ist es doch bei uns nicht anders, oder?
Wir sind schon jahrelang in einer Firma, arbeiten Tag ein, Tag aus, machen Überstunden, springen für Kollegen ein, helfen wo wir nur können, und was ist der Dank … das gleiche Gehalt, wie der Kollege, der gerade erst angefangen hat. Der gleiche Lohn, wie der Kollege, der ständig krank und kaum auf Arbeit ist. Weniger Urlaub, wie der Mitarbeiter, der bei der letzten Gehaltsverhandlung vielleicht ein bisschen dreister verhandelt hat als wir.
Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt,
die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.
(Matthäus 20,12)
Ja, bei uns ist es wahrlich nicht anders als bei unseren Arbeitern in der Bibel.
Auch wir äugen auf die Mitarbeiter, die nach uns gekommen, aber auch auf die, die vor uns gekommen sind. Neidische Blicke gehen zu den Mitarbeitern, die eine höhere Position oder eine längere Betriebszugehörigkeit haben.
Wir schielen darauf, was unser Kollege bekommt und fangen an zu vergleichen, was dieser leistet und was wir leisten und, wie könnte es anders sein, fühlen wir uns natürlich maßlos hintergangen und unterbezahlt. Mit Urlaubstagen, Prämienzahlungen, etc. ist es das Gleiche.
Wir wollen immer vorne dabei sein. Mir das Beste, mir das meiste. Wir sind gierig, neidisch und egoistisch. Aber wer entscheidet, was gerecht und ungerecht ist? Wir?
Und dieses Gleichnis kann man auf so viele Bereiche des eigenen Lebens ausweiten.
Wir arbeiten, wir engagieren uns, wir strengen uns an, wir wachsen über uns hinaus, wir kümmern und wir tummeln uns, und was ist unser Lohn?
Egal was wir getan haben, ob wir Spaß hatten, ob wir es freiwillig oder gar ehrenamtlich gemacht haben oder ob es einfach unsere Aufgabe gewesen ist, am Ende des Tages schauen wir doch wieder nur darauf, was wir für all unsere Mühe bekommen und was vielleicht ein anderer erhält. Und dann bricht die sündhafte Natur in uns durch. Neid, Gier, Eifersucht, Habsucht und auch Undank kommen zum Vorschein. Dabei steht doch schon in den 10 Geboten - du sollst nicht begehren, was dein Nächster hat. Das ist Sünde. Und Jesus setzt noch einen drauf, indem er sagt, schon wenn du nur daran denkst, begehst du im Herzen Sünde.
Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht,
sie zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe
gebrochen in seinem Herzen.
(Matthäus 5,28)
Ja, Jesus hat dies vielleicht im Rahmen des Ehebruchs gesagt, aber kann man das nicht auch auf diesen und jeden anderen Bereich beziehen? Unsere Gedanken sind schließlich die ersten, die uns zur Sünde verführen.
Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus
die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier,
Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.
All dies Böse kommt von innen heraus und macht den Menschen unrein.
(Markus 7,21-23)
Aber Gott gebietet uns, ganz bei uns und unserem Leben in Gott zu bleiben und nicht gierig oder urteilend auf unsere Mitmenschen und ihren Lohn zu schauen. Wollen wir uns wirklich anmaßen, über Gottes Gerechtigkeit zu urteilen? Nur Gott alleine kennt uns durch und durch und Er weiß genau, was für uns wichtig ist. Er untergräbt niemanden und Er übervorteilt auch keinen. Gottes Gerechtigkeit ist genauso in Stein gemeißelt wie Seine Gebote.
Er antwortete aber und sagte zu einem von ihnen: Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht.
Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh!
Ich will aber diesem Letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will,
mit dem, was mein ist? Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin?
So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein.
(Matthäus 20,13-16)
Viele Beispiele in der Heiligen Schrift zeigen uns immer wieder auf, dass Gottes Gerechtigkeit meist andere Wege nimmt, als es unserem Sinn für Gerechtigkeit entspricht. Das ist auch nicht verwunderlich. Sind wir doch ICH-bezogene Menschen, selbstsüchtig und nur auf unseren eigenen Vorteil bedacht. Wer denkt denn heutzutage zuerst an andere und erst ganz am Ende an sich selber. Wer würde es tatsächlich wagen auf ALLES, und ich meine wirklich auf ALLES, zu verzichten für einen anderen?
Doch genau das ist es, woran wir immer wieder arbeiten sollten. An uns selber.
Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient.
(1.Korinther 10,24)
Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern
höher als sich selbst, und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das,
was dem andern dient.
(Philipper 2,3-4)
Paulus sagt es immer und immer wieder. Nicht wir sind wichtig, sondern die anderen. Wir dienen nicht uns, sondern Gott und damit unseren Mitmenschen.
Aber, und das weiß auch Paulus ganz genau:
Wir Menschen sind schwach. Und deswegen brauchen wir Jesus, der unsere Stärke ist.
Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen;
denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen
meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne.
(2.Korinther 12,9)
Und wir brauchen Gottes Gerechtigkeit, die unsere Gnade ist.
Denn nicht um unserer eigenen Gerechtigkeit willen
bringen wir unsere Bitten vor dich, sondern um deiner
großen Barmherzigkeit willen!
(Daniel 9,18b)
Die Antwort auf unsere Schwachheit und unsere Unvollkommenheit, Die Antwort auf unsere Gier, unseren Neid und unsere Habsucht, die Antwort auf unsere sündhafte Natur ist Gottes Gnade und Barmherzigkeit.
Gott sieht über unsere Schwachheit hinweg und erfüllt uns mit Seiner Gnade.
Unser Lohn, unsere Gerechtigkeit kommen alleine von Gott.
Wir brauchen nicht auf andere schielen. Wir brauchen nicht nach dem greifen, was andere haben. Wir können bei uns und unserem Leben bleiben. Denn wir haben alles, was wir brauchen. Und für alles weitere sorgt Gott.
Wir haben Seine Gnade und Seine Gerechtigkeit. Wir haben Seine Weisheit und Sein Wort. Wir haben Seinen Schutz und Seine Versorgung.
Wir haben GOTT!
Wenn wir aus Seiner Gerechtigkeit heraus leben, wenn wir Seinem Willen folgen und im Gehorsam, die Aufgaben erfüllen, die Er uns aufträgt, wenn wir unsere Herzen ganz für Ihn öffnen und Seiner Güte und Gnade vertrauen, werden wir unseren gerechten Lohn von Ihm empfangen. Und wir werden genau das empfangen, was Er uns, in diesem Moment unseres Lebens, zuteilwerden lassen möchte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Gott sieht nicht nur diesen einen winzigen Moment, in dem wir uns befinden, Er sieht über diesen Moment hinaus. Deswegen ist seine Gerechtigkeit unfehlbar und allumfassend, während unsere Gerechtigkeit kurzsichtig und beschränkt ist.
Es kommt nicht darauf an, wie hart wir arbeiten oder wie viel wir schaffen oder ob wir etwas nicht schaffen. Wir können uns Seine Liebe nicht erkaufen. Wir können uns Seinen Segen nicht verdienen. Gott sieht nicht nur, was wir alles geleistet haben, sondern wie.
Wo war unser Herz bei all unserer Arbeit?
Wo war unser Herz in all unserem Tun?
Taten wir es für Gott oder für die Welt?
Arbeiteten wir für Gott oder um unserer eigenen Begierden willen?
Es ist nicht wichtig, wo wir arbeiten, wie hart wir arbeiten oder was wir dafür bekommen.
Es ist wichtig, für WEN wir arbeiten und ob wir es aus einem reinen Herzen heraus tun.
Gott schaut in unser Herz. Und wenn wir Ihm vertrauen, unser Leben mit Ihm teilen, aus Seiner Liebe und Gerechtigkeit heraus leben, wenn wir Ihn durch uns wirken lassen und uns eher an anderen erfreuen, als neidisch und herablassend auf sie zu schauen, wird Er uns, nach dem Maß Seiner Gnade, aus Seiner großen Barmherzigkeit heraus, segnen.
Schauen wir nicht länger nur auf unseren weltlichen Lohn, sondern erfreuen wir uns an Seiner Gnade und Seinem Segen für unser Leben in Ihm.
AMEN